Bahnrad bei Olympia

Tokio: Die Weltrekord-Show von Izu

Der Frauen-Vierer demonstriert bei allen drei Starts seine einsame Klasse mit dem ersten deutschen Gold im schnellen Velodrome fern der Hauptstadt Tokio.

04.08.2021

Von dpa

Auf dem Weg zu Gold mit Weltrekord: Franziska Brauße, Lisa Brennauer, Lisa Klein und Mieke Kröger (von links). Foto: Sebastian Gollnow

Auf dem Weg zu Gold mit Weltrekord: Franziska Brauße, Lisa Brennauer, Lisa Klein und Mieke Kröger (von links). Foto: Sebastian Gollnow

Lisa Brennauer hängte Franziska Brauße vorsichtig das edle Stück Gold um den Hals und zupfte der jungen Kollegin noch schnell die blonden Haare zurecht. Daneben kämpften Lisa Klein und Mieke Kröger mit den Tränen. „Das ist Gänsehaut, da oben zu stehen. Es ist der Wahnsinn, das müssen wir erst realisieren“, sagte Brennauer, nachdem der Frauen-Express bei den Bahnrad-Wettbewerben in Izu mit einer unglaublichen Weltrekord-Show zu Gold in der Teamverfolgung gerauscht war.

Drei Rennen, drei Weltrekorde – der Frauen-Vierer ließ eine alte Erfolgsgeschichte wieder aufleben. Jahrzehntelang galt der deutsche Männer-Vierer als Synonym für Perfektion. Als die Hochgeschwindigkeitsfahrt im Finale gegen Großbritannien bei 4:04,242 Minuten stoppte, war kein Halten. Dabei hatten die Britinnen über Jahre diese Distanz beherrscht. Nun wurden sie fast noch eingeholt vom BDR-Vierer.

Es war der erste deutsche Olympia-Triumph im Bahn-Ausdauerbereich der Frauen seit Petra Rossner 1992 in Barcelona. Damit durften die deutschen Bahnrad-Asse bereits das zweite Mal jubeln, nachdem Emma Hinze und Lea Sophie Friedrich am Vortag Silber im Teamsprint gewonnen hatten.

„Es hat sich extrem viel getan im Frauen-Radsport. Anfangs wurde alles ein bisschen stiefmütterlich behandelt, und die Frauen wurden vor zehn Jahren noch belächelt. Das Leistungsniveau hat sich aber extrem entwickelt“, erklärte Bundestrainer André Korff, der den Aufbau in den letzten acht Jahren mit vorangetrieben hat. Als die 4000-Meter-Mannschaftsverfolgung bei der WM 2014 erstmals ins Programm genommen wurde, bummelte das deutsche Team noch in 4:43 Minuten ums Oval. Zum Vergleich: Die Britinnen waren damals 20 Sekunden schneller.

Irgendwann hat es aber Klick gemacht. „Unfassbar, welche Schritte wir gemacht haben. Das muss ich erstmal verdauen“, meinte Mieke Kröger mit Blick auf den mühsamen Weg an die Spitze. Schon bei der WM vor 18 Monaten hatte es in Berlin zu Bronze gereicht. „Wir wollten unbedingt dieses Gold, deswegen sind wir immer schneller geworden“, sagte Franziska Brauße aus Eningen. Und in den Tagen vor Izu war klar, dass sogar der Weltrekord möglich ist. Das on einer deutschen Firma vor rund zehn Jahren gebaute Oval aus sibirischer Kiefer samt den hohen Temperaturen war geradezu ideal. „Es ist einfach eine Harmonie, das haben wir ganz gut drauf. Wenn es läuft, ist es wie auf Schienen. Man ist so im Fokus, sieht nur das Vorderrad vor sich und gibt alles“, beschrieb Lisa Klein den Geschwindigkeitsrausch.

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Erstellt:
04.08.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 13sec
zuletzt aktualisiert: 04.08.2021, 06:00 Uhr

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