Die Schnellsten des Nikolauslaufs

Timo Göhler gewinnt den Nikolauslauf unter 1:10 Stunden ·Bei den Frauen läuft Anais Sabrié vorneweg

Sieger Timo Göhler startete am Sonntag im Tübinger Norden im weißen Trikot für „Synovo“. Wo liegt denn dieser Ort? Fast in Sichtweite, kein Kilometer weg von Start und Ziel auf Waldhäuser Ost, klärte der Sprecher an Start und Ziel umgehend auf.

03.12.2017

Von Bernhard Schmidt

Bei „Synovo“, beim Bio-Tec-Unternehmen im Technologiepark Obere Viehweide auf dem Horemer, hat der studierte Betriebswirt aus Mehrstetten angeheuert, arbeitet dort als Projektleiter. Von 1. Januar an wird Göhler, zuletzt für Düsseldorf am Start, wieder das blaue Trikot der LAV Stadtwerke Tübingen tragen, mit dem er schon bis 2014 einige Siege eingefahren hatte.

Den Kontakt hat LAV-Vorsitzender Claus Claussen hergestellt – nicht zuletzt, um den 27-jährigen Marathon-Spitzenmann wieder an den Verein zu binden. Eine Verbindung offensichtlich im beidseitigen Interesse. Timo sei ein sehr guter Mitarbeiter, sagt Firmenchef Michael Burnet, selbst erfolgreicher Finisher am Schönbuchrand in 1:38,48 Stunden. Und auch der so Gelobte, zwischenzeitlich zum Auslandsstudium drei Jahre in Oregon (USA) eingeschrieben, zeigte sich auf der Pressekonferenz angetan: „Hier kann ich optimal die Arbeit mit dem Leistungssport abstimmen.“

Und Göhler, Fünfter bei der Marathon-DM in Frankfurt in 2:19,18 Stunden, war richtig schnell unterwegs auf der trotz winterlicher Temperaturen bestens zu begehenden Halbmarathon-Buckelpiste durch den Schönbuch. Nach der ersten Schleife führte am Heuberger Tor ein Duo klar das Feld an: Göhler, hartnäckig verfolgt von Jens Ziganke (Reichenau), dem Sieger der beiden Vorjahre.

Der Nikolaus als letzter Begleiter der Sieger: Timo Göhler und Anais Sabrié, die Schnellsten über 21,09 hügelige Kilometer. Bilder: Ulmer

Der Nikolaus als letzter Begleiter der Sieger: Timo Göhler und Anais Sabrié, die Schnellsten über 21,09 hügelige Kilometer. Bilder: Ulmer

Klare Sache bei den Frauen

Erst beim zweiten Durchlauf hatte sich Göhler nach mehrfachen Attacken von Verfolger Ziganke absetzen können – und hat dabei viele Körner gelassen, wie er später einräumte: „Dass es so schmerzhaft wird, hatte ich nicht gedacht.“ Bei Kilometer 10 musste der Vorjahressieger aber dann doch kapitulieren: „Da hat Timo draufgedrückt, da bin ich nicht mehr rangekommen.“

Das blaue Trikot der LAV – die Tübinger Startgemeinschaft war souveräner Sieger in der Team-Wertung – brachte Peter Obenauer mit aufs Podest. Das Rauf und Runter durch den Wald sei eigentlich nicht so sein Ding, bilanzierte Obenauer, umso glücklicher war er über den dritten Platz und die Zeit von 1:12,52 Stunden. Dabei musste er sich mehrmals der Berg-Attacken des Vierten Daniel Noll (TSV Glems) erwehren.

Bei den Frauen wurde die Favoritin ihrer Rolle mehr als gerecht. Die Deutsch-Französin Anais Sabrié (LAV) lief ihren Konkurrentinnen schon nach wenigen Kilometern davon, hatte nach der ersten Schleife schon einen Vorsprung von 25 Sekunden auf die für den Tübinger Post SV startende Katrin Köngeter. Und nach dem Zieldurchlauf in 1:21,06 Stunden hatte sie der Zweiten fast eineinhalb Minuten abgenommen (1:22,32).

Weil nicht ganz so gestresst wie im vergangenen Jahr, als die Medizinstudentin noch einige Klausuren schreiben musste, habe sie diesmal von Anfang an ein gutes Gefühl gehabt. Doch das Frauenfeld so klar dominierend, fehlte ihr das Zugpferd für eine persönliche Bestzeit. Zur Erinnerung: 2016 hatte sie die spätere Siegerin Sabrina Mockenhaupt zum Rekord getrieben. Nichtsdestotrotz: „Ich liebe diesen Lauf, und ich freue mich immer wieder auf dieses Rennen in Tübingen, in meiner zweiten Heimat.“

Katrin Köngeter, die Zweite und zwei Köpfe größer als die Siegerin, hatte sich das Rennen gut eingeteilt, konnte Nora Kusterer, immerhin Fünfte bei der Marathon-DM, auf Distanz halten. „Man muss schon im Kopf behalten, dass nach 15 Kilometern noch mal drei harte Wellen kommen“, gab Köngeter zu bedenken.

2726 gesunde Finisher

Das hatten offensichtlich auch die zahlreichen Breitensportler verinnerlicht. 3400 Läufer/innen hatten sich angemeldet, 2726 Finisher liefen am Ende tatsächlich durchs Ziel, das zweitbeste Ergebnis in der 42-jährigen Geschichte des Nikolauslaufes. Und noch eine weitere gute Nachricht hatte Cheforganisator Gerold Knisel in der abschließenden Pressekonferenz zu bieten: Das 8-köpfige Ärzte- und das 32-köpfige DRK-Team gab Entwarnung – im schlimmsten Fall gab’s ein paar Kreislauf-Probleme.

Wenn der Körper nicht mehr will

Weil ihre Oma ihren 85. Geburtstag feierte, konnte Vorjahressiegerin Sabrina Mockenhaupt ihren Titel nicht verteidigen. Andere Läufer, die zum Favoritenkreis gezählt hätten, mussten auf den Start verzichten. So wie Lorenz Baum, der vorjährige Dritte. Der LAV-Langstreckler hatte sich im Januar das Kreuzband gerissen und kommt erst wieder langsam ins Training. „Die Berg- und Talstrecke ist mir noch zu gefährlich“, sagt Baum, in der ungewöhnlichen Rolle als Zuschauer an der Strecke, „aber nächstes Jahr bin ich wieder dabei.“ Kurzfristig musste Demian Werminghausen wegen einer Erkältung absagen. „In der Nacht vor dem Lauf hat mir jemand den Stecker gezogen worden“, ärgert sich der Läufer des LV Pliezhausen. So musste Triathlet Tim Lange, wie Wermingshausen fürs Tübinger Intersport-Räpple-Team am Start, alles geben, lief in 1:15,28 Stunden persönliche Bestzeit und in die Top Ten.