2. Basketball-Bundesliga Pro A · Update
Tigers Tübingen: Hintergründe zum Spradley-Aus
Die Tübinger suspendieren Douglas Spradley nach einem halben Jahr, weil die Playoffs in Gefahr sind und das Team unzufrieden ist.
Auch aus der Mannschaft hatte Wintermantel „deutliche Signale“ erhalten. „Mehr will ich nicht sagen.“ Der Vorsitzende des Stammvereins SV 03 Tübingen Gunther Volck wird deutlicher: „Er hat die Mannschaft bis auf wenige Spieler, die schon da waren, selbst mit ausgesucht. Wenn ein Trainer dann der Meinung ist, dass die Mannschaft nicht stark genug ist, frage ich mich, was er ausgesucht hat.“
In einer Pressemitteilung am Neujahrstag zitieren die Tigers Wintermantel mit den Worten: „Der Auftritt und die Entwicklung in den jüngsten Spielen waren für uns nicht zufriedenstellend und gleichzeitig besorgniserregend.“ Volck sagte dem TAGBLATT: „Es war einfach nicht das Vertrauen da, dass wir das Ziel Playoffs, das uns so wichtig ist, erreichen.“
Spradley selbst wollte sich nicht äußern: „Ich denke, es ist besser, wenn ich im Moment nichts dazu sage“, schrieb der 53-Jährige auf die TAGBLATT-Interviewanfrage.
Nach dem Ende der Hinrunde stehen die Tigers zwar mit 8 Siegen und 8 Niederlagen nur wegen des verlorenen direkten Vergleichs nicht auf einem Playoff-Platz. „Knapp dran sein an einem Ziel und es erreichen, sind aber zwei Paar Schuhe“, sagt Wintermantel. „Vor allem, wenn du einen falschen Trend siehst.“
Die Derby-Niederlage am Samstag bei Aufsteiger Schwenningen sorgte endgültig für die Entscheidung, sich von Spradley zu trennen: „Das war in der zweiten Halbzeit ein Offenbarungseid“, sagt Wintermantel. Die Schwenninger spielten fast drei Viertel der Partie mit einer Zonenverteidigung und brachten die Tigers damit zur Verzweiflung. „Dass wir gegen die Zone keine Mittel hatten, ist erschreckend“, sagt Wintermantel.
Auch Tigers-Geschäftsführer Wintermantel muss sich aufgrund der Personalentscheidungen in den vergangenen Jahren immer wieder Kritik anhören. Wobei Aufsichtsratschef Volck sagt: „Ich bin nicht unzufrieden mit ihm.“ Im Frühjahr stehen Neuwahlen des AG-Vorstands an. Die Amtszeit ist dann auf vier Jahre ausgelegt.
Interimstrainer Andrew Hipsher
Als Interimstrainer wird Co-Trainer Andrew Hipsher die Tigers vorerst betreuen und auch beim Heimspiel am Samstag (20 Uhr) gegen die Giants aus Leverkusen coachen. „Er hat unser Vertrauen“, zitieren die Tigers Wintermantel. „Nun liegt es endgültig am gesamten Team, eine entsprechende Reaktion zu zeigen.“ Weil Hipsher nicht die nötige Trainerlizenz besitzt, soll er eine Ausnahmegenehmigung der Liga bekommen.
Wer die Tigers mittelfristig trainieren wird, ist noch offen. Der Verein führt erste Verhandlungen. „Wir haben die Fühler ausgestreckt“, sagt Wintermantel. „Wir wollen aber nichts übers Knie brechen.“ Im Gegensatz zum Sommer, als die Tigers klar formuliert hatten, einen Trainer mit Erfahrung zu suchen, will sich Wintermantel diesmal nicht festlegen. Auf die Frage, ob er schon mit Georg Kämpf gesprochen hat, sagt Wintermantel: „Wir sind öfter im Kontakt.“ Und auf die Frage, ob der 63-jährige Ex-Trainer ein Kandidat ist: „Kein Kommentar.“
Lesen Sie hier den Kommentar von Sportredakteur Vincent Meissner zur Trainerentlassung.
Wer ist Andrew Hipsher?
Der US-Amerikaner Andrew – genannt „Andy“ – Hipsher (39) kam 2018 nach Deutschland, wo er bei den White Wings Hanau Assistenztrainer von Chefcoach Simon Cote war. Nach dem Abstieg von Hanau wechselte er im Sommer zu den Tigers nach Tübingen und arbeitete Douglas Spradley zu. Unter anderem kümmerte er sich um das Video-Scouting. Aufgrund von Rücken-Problemen war Hipshers Karriere als Spieler und Trainer vor seinem Engagement in Hanau ins Stocken geraten. Der aus Ohio stammende Hipsher, dessen Vater Dan als College-Basketballtrainer tätig war, und der selbst für die University of Akron spielte, ist seit gut 13 Jahren in unterschiedlichen Funktionen im Basketball-Geschäft tätig.