The Wolf of Wall Street

The Wolf of Wall Street

Leonardo DiCaprio spielt in Martin Scorseses überschäumenden Drama einen größenwahnsinnigen Börsenzocker.

23.12.2013

Von Klaus-Peter Eichele

Wer nach diesem Film einem Aktiendealer noch sein Erspartes anvertraut, dem ist nicht mehr zu helfen. Denn Regie-Veteran Martin Scorsese (zuletzt „Shutter Island?) lässt keinen Zweifel daran, dass der einzige Zweck dieses Berufs darin besteht, das Geld ahnungsloser Menschen in die eigene Tasche umzuleiten.

Ein Naturtalent in diesem Metier war in den achtziger Jahren Jordan Belfort (Leonardo DiCaprio). Nach kurzer Lehrzeit als Börsen-Azubi formte das Jüngelchen aus einem Haufen Prolls und Nerds eine skrupellose Abzocker-Truppe, die mit zunächst dubiosen, später offen kriminellen Methoden an der Wall Street Millionen scheffelte. Für den Mechanismus dieser Betrugsmasche oder des Finanzmarkts überhaupt interessiert sich Scorsese in seiner aufgekratzten Verfilmung von Belforts Memoiren allerdings kaum. Ihm geht es um die moralischen Begleiterscheinungen: die sich selbst befeuernde Gier nach Reichtum, Luxus und einem ausschweifendem Leben, in dem es keine sittlichen Maßstäbe mehr gibt. Filmisch resultiert daraus eine schier endlose Sex-, Drogen und Grenzüberschreitungsorgie, die zunächst durchaus amüsiert, in ihrer Detailfreude und Redundanz aber irgendwann zu nerven beginnt.

Auch der zweite Erzählstrang, wie das FBI die Schlinge um den Hals der Raubtiere legt, zündet nicht. Da Belfort und seine Spießgesellen als satirische Charakter-Karikaturen angelegt sind, berührt einen ihr Schicksal nicht wirklich.

In vielen virtuos inszenierten Einzel-Sequenzen erweist sich Altmeister Scorsese nach wie vor als Meister seines Fachs. Insgesamt ist der Film intellektuell aber doch einigermaßen hohl, und in seiner monumentalen Länge von drei Stunden oft auch langatmig. Zudem offenbart der Regisseur ein bisschen die Haltung eines Spießers, der die (Sex-)Exzesse der Schamlosen erst gierig begafft, um sich danach genüsslich an ihrem Untergang zu weiden. Wobei man sich um Belfort keine Sorgen machen muss: Der Wolf berät heute unter anderem die Deutsche Bank.

Bei aller Regie-Kunst: Drei Stunden Sex- und Drogenexzess sind zu viel des Erträglichen.

The Wolf of Wall Street