The Party

The Party

In der Salonkomödie von Sally Potter läuft eine Party der besseren Kreise Londons nach allerlei Enthüllungen aus dem Ruder.

25.06.2017

Von Dorothee Hermann

The Party

Wer glaubt, die Welt von mehrfach abgesicherten Gutverdienern wie Ministeranwärterinnen, Professor(inn)en und Bankern hätte sich für das Kino durch gut gepolsterte Langeweile von selbst erledigt, hat nicht mit der britischen Regisseurin Sally Potter („Orlando“) gerechnet.

Sie holt 71 Minuten Hochspannung aus dem saturierten Londoner Milieu heraus, das sich als erstaunlich brüchig erweist. Das beginnt schon mit Bill (Timothy Spall aus „Mr Turner“), der einem wie aus einem Abgrund entgegenblickt, ausgezehrt, faltig und mit düster glimmenden Augen („Und ich bin Bill – oder ich war’s“). Seine Blues-Platten scheinen der einzige Trost für sein verbleibendes Leben.

Bill ist das schwarze Loch im Dasein von Janet (Kristin Scott Thomas), die an diesem Abend eine kleine Einladung gibt, weil sie eben zur Ministerin im Schattenkabinett aufgerückt ist. Beim Anrichten der Häppchen hält sie sich mit SMS von einer Affäre bei Laune, während einer nach dem anderen die Gäste hereinschneien.

Janets beste Freundin April (Patricia Clarkson) erweist sich als Meisterin darin, die Schwachstellen eines jeden aufzuspüren. Sie wird von ihrem deutschen Partner Gottfried (Bruno Ganz) begleitet, der bei jeder Gelegenheit salbadernde Klischees aus der Esoterikszene zum Besten gibt und sich als Heiler versteht.

Das lesbische Paar geben Martha (Cherry Jones) und Jinny (Emily Mortimer), die ihr erstes Kind erwarten, aber plötzlich gravierende emotionale Unstimmigkeiten entdecken.

Der Banker Tom (Cillian Murphy) ist aus irgendeinem Grund so angespannt, dass er ständig ins Badezimmer flüchtet, um sich noch mehr Kokain zuzuführen.

Der russische Kameramann Aleksei Rodionov taucht die desillusionierende Szenerie in schroffes, nie ganz klares Schwarz-Weiß. Denn Farbe kann es für diese Endzeitgestalten nicht mehr geben.

Ein Film wie ein Showdown, mit einer Serie von fiesen Enthüllungen, die einen so unerwartet treffen wie die Figuren.

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Erstellt:
25.06.2017, 16:12 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 54sec
zuletzt aktualisiert: 25.06.2017, 16:12 Uhr

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