The Florida Project

The Florida Project

In einer quietschbunten Wohnanlage in Florida kämpfen eine junge Mutter und ihre sechsjährige Tochter im tristen Alltag ums Überleben.

13.03.2018

Von Madeleine Wegner

The Florida Project
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Moonee und ihre Freunde Dicky und Scooty leben in einer schäbigen Motel-Anlage. Die Ferien haben begonnen und die Kinder verbringen den Sommer zusammen: erkunden die Umgebung, gehen auf Safari, schnorren Kleingeld, um sich ein Eis zu kaufen– und es sich zu teilen. Sie leben am Existenzminimum in Orlando, Florida, nur einen Steinwurf von der glitzernden und ebenso unerreichbaren Welt der Freizeitparks entfernt.

Und das ist es, was Sean Baker mit seinem neuen Film geglückt ist: Er blickt auf die Welt durch Kinderaugen – das unterstützt auch die Kamera (Alexis Zabé). Die Welt ist ein Abenteuer! Sie ist groß und bunt. Das Gegenstück dazu liefert die junge Halley, Monees im Grunde liebevolle, doch selbst kaum erwachsene Mutter (Bria Vinaite). Die meiste Zeit liegt sie auf dem Bett im verdunkelten Motel-Zimmer und sieht fern. Zwischendurch versucht sie, irgendwie das Geld für die Motel-Miete aufzubringen. Sie leben fast auf der Straße.

„Magic Castle“ heißt das billige Motel. Es soll den Eindruck eines Märchenschlosses erwecken. Doch an der violett gestrichenen Fassade bröckelt die Farbe. Das neue Mädchen vom Motel nebenan führen die Kinder (beeindruckend: Brooklynn Prince als Moonee, außerdem Valeria Cotto und Christopher Rivera) durch die Anlage wie durch einen Freizeitpark: hier die verrückte Frau, da der Mann, der so oft im Gefängnis ist, und dann noch verbotene Türen. Nichts wie rein da! Der gutmütige Hausmeister Bobby (Willem Dafoe) versucht, sie vor dem Schlimmsten zu bewahren. Doch natürlich kommt es für Moonee und Halley, wie es kommen muss.

Nachdem Sean Baker seinen letzten Film auf Iphones gedreht hatte, zeigt sich „The Florida Project“ nun auf hochwertigem Film und in besonderen Pastelltönen. Auch das unterstreicht den Widerspruch zwischen harter Realität und den Traumwelten.

Sowohl der Titel des Films „The Florida Project“ als auch die Musik, die am Ende zu hören ist, spielen schließlich auf eine Vision Walt Disneys an: eine perfekte Stadt und pure Idylle.

In einem Leben am Existenzminimum in Florida prallen bunte Träume auf die unerbittliche Realität.

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Erstellt:
13.03.2018, 23:55 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 03sec
zuletzt aktualisiert: 13.03.2018, 23:55 Uhr

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