The Counselor

The Counselor

Ein gieriger Anwalt (Michael Fassbender) gerät in dem Thriller von Ridley Scott ins Visier eines mexikanischen Drogenkartells.

25.11.2013

Von Klaus-Peter Eichele

Mein Haus, mein Auto, meine Freundin ? der namenlose Counselor (Anwalt), gespielt von Michael Fassbender, gönnt sich von alldem nur das beste und teuerste. Allerdings können seine Einnahmen als eher mittelpreisiger Rechtsanwalt mit dieser Lebensführung nicht Schritt halten. So nutzt der smarte Typ aus El Paso, Texas, seine Kontakte ins halbseidene Milieu, um sich an einem Drogendeal zu beteiligen, der, wie man raunen hört, 20 Millionen Dollar bringen soll. Zwar wird der Counselor allenthalben gewarnt, dass dieses Geschäft eine Nummer zu groß für ihn sein könnte. Doch davon lässt er sich, das Luxusleben mit einer bildhübschen Angebeteten (Penelope Cruz) vor Augen, nicht beirren. Und so nimmt das Unheil seinen Lauf.

Der rohe Plot lässt einen handelsüblichen Drogenthriller erwarten ? aber davon ist der neue Film von Ridley Scott weit entfernt. Einer der Unterschiede ist, dass es außer dem rohen Plot überhaupt keine Handlung gibt. Stattdessen rammen der Regie-Altmeister („Blade Runner?, „Gladiator?) und sein Drehbuchautor, der Pulitzer-Preisträger Cormac McCarthy („No Country For Old Men?), nur die Eckpfosten einer Geschichte in den Wüstensand im Grenzland zwischen den USA und Mexiko. Den Raum dazwischen füllt zunächst höchst unterhaltsam des Councelors schrillbunte Komplizenschar: ein krimineller Jet-Set-Clown, der in der Wüste mit Geparden auf Hasenjagd geht (Javier Bardem), dessen undurchschaubare Gespielin mit Raubtierinstinkt und außergewöhnlichen sexuellen Vorlieben (Cameron Diaz) und ein berufsmüder Ganove von aufgeschwemmtem und zerbeultem Äußeren (trotzdem Brad Pitt). Durch einen dummen Zufall am äußersten Rand der Rumpf-Geschichte gerät diese Bagage, allen voran der Counselor selbst, ins Visier eines brutalen mexikanischen Drogenkartells.

Erzählerisch pendelt Scott zwischen gedehnten, philosophisch angehauchten Dialogpassagen und Action-Einlagen, in denen Menschen auf mal banale, mal bizarre Art ins Jenseits befördert werden. Stilistisch könnte man von einem abstrakten Realismus sprechen, der soziale und menschliche Abgründe in symbolischer Form auslotet: die Gewalt im Grenzgebiet zwischen armer und reicher Welt, aber auch die Gier der vom Luxus geblendeten amerikanischen Mittelschicht ? wobei am Beispiel des gar nicht mal unsympathischen Titelhelden vor allem die Tragik dieses Verlangens zum Vorschein kommt. Dem Tenor der Kritik, die „The Counselor? als wirren Anti-Thriller abgewatscht hat, sei demnach widersprochen: Es ist der beste Film von Ridley Scott seit dem legendären „Blade Runner?.

Schrille Typen, edles Palaver, bizarre Morde: Der etwas andere Drogenthriller.

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