Diskussion um Hirschauer Baggersee

Textilfrei auf dem Spazierweg: Der Ortsvorsteher will Nacktbadezonen ausweisen

Hirschaus Ortsvorsteher Ulrich Latus will seinem Ortschaftsrat den Antrag vorlegen, künftig Nacktbadezonen um den Baggersee herum auszuweisen.

03.11.2018

Von Werner Bauknecht

Der Hirschauer Baggersee zieht mehr Nacktbadende an. Manche Hirschauer stören sich daran.  Archivbild: Metz

Der Hirschauer Baggersee zieht mehr Nacktbadende an. Manche Hirschauer stören sich daran. Archivbild: Metz

Das Thema Nacktbader bewegt die Hirschauer schon lange. Erst bei einer Ortschaftsratssitzung vor vier Wochen berichtete Ortsvorsteher Ulrich Latus vom Ergebnis der Umfrage „Hirschau 2020“. Unter anderem ergab diese, dass von den 540 Hirschauer Bürgern, die daran teilnahmen, 41 Prozent den Baggersee nicht nutzen. Gründe dafür: Der See sei dreckig, verschmutzt, sie seien keine Schwimmer, und manche kritisierten die Nacktbaderei.

Hirschauer stören sich an Nackten auf dem Spazierweg

Ein konkreter Vorwurf an die Nacktbader dabei ist, dass manche völlig textilfrei auf dem Spazierweg langgehen, und das sei „kein schöner Anblick, vor allem für Kinder“ (Latus). Am Mittwoch lud die Verwaltung nun zu einer Informations- und Diskussionsrunde ins Rathaus zum Thema „Einrichten von Nacktbadezonen“. Der Andrang war riesig, der Sitzungssaal komplett besetzt.

Der Ortsvorsteher stellte klar, dass der Ortschaftsrat keinesfalls gegen die Nacktbaderei am See ist, und er lehne auch eine Sippenhaftung wegen der Vergehen Einzelner ab. Er erinnerte noch mal an die ursprüngliche Pläne für die Nutzung des Baggersees. So ist das Baden nicht erlaubt an einem langen Streifen in der Mitte des Südufers, ebenso ist es verboten an dem Landzipfel gegenüber. Der Grund: Der Vogelschutz geht hier vor. Es wurde versucht, den Zugang zum See mit Steinen zu schützen. „Aber die wurden abgetragen von Badenden und so einfach übergangen.“

Nacktbader wehren sich gegen Vorwürfe

Der Großteil der Besucher der Diskussionsrunde waren Dauerbadegäste am See, die meisten davon Nacktbader. Ein Wurmlinger Gast sieht das Problem am See weniger bei den Nacktbadern und deren schlechtem Benehmen. „Wenn da was vorfällt, sagen wir was zu denen.“ Für ihn sind es unhaltbare Zustände, dass Partys abgehalten werden, dass Scherben und Müll auf dem Boden liegen. „Und wer räumt das weg – wir Nacktbader.“

Bade-Gäste beobachten „sexuelle Handlungen“

Drastisch auch eine andere Baderin: „Ich bin erschrocken, wie viele Menschen dieses Jahr mehr gekommen sind als früher. Alles ist vollgekackt, es wird gegrillt, Hunde machen ihre Runde, man kann sexuelle Handlungen beobachten.“ Auch Latus weiß vom Zustrom weiterer Badegäste. „Das hat sich verlagert von Kirchentellinsfurt zu uns, seitdem dort Security im Einsatz ist.“ Die Hirschauer Dauergäste gehen davon aus, dass die Nacktwanderungen auf öffentlichen Wegen, die sexuellen Handlungen, das „Herumlaufen wie ein Gockel“ (Latus) von dieser Seite kommt.

Fischereiverein kritisiert schwulen Sex am Angelsee

Der Fischerverein sieht die Probleme in der Anwesenheit von Schwulen am Mittleren See, einem reinen Angelsee. Sein Vorsitzender Alexander Truncali berichtet von zahlreichen Fotos, die ihm Mitglieder des Vereins zugeschickt hätten, auf denen offene sexuelle Handlungen zu sehen sind. Latus legte Wert darauf, dieses Thema getrennt vom Nacktbaden am großen See zu behandeln. Sein Vorschlag zur Raumaufteilung am See: Ausweisen von Nacktbadezonen, an denen sich auch Bekleidete niederlassen können, am Südwestufer bis zum sogenannten Rentnerhügel (westlicher Teil des Südufers). Außerdem am Südostufer.

Orstvorsteher: „Bitte keine Selbstjustiz“

Die Badezugänge für andere Besucher liegen am Nordufer mit Zugang vom Gewerbegebiet her. Da gibt es auch eine Liegewiese. Es sollen keine Verbots- sondern Hinweisschilder aufgestellt werden. Das Ziel müsse sein, so der Ortsvorsteher, „dass auch Hirschauer Bürger wieder an ihren See gehen wollen.“ Durch die Bestimmung von Nacktbadezonen habe man auch das Recht, gegen die vorzugehen, die sich nicht an die Regeln hielten. Das sei bisher nur eingeschränkt der Fall. Bei hartnäckigen Fällen könne man die Polizei benachrichtigen, so Latus. „Aber bitte keine Selbstjustiz.“

Es müsse außerdem klar gestellt werden, dass der Hirschauer Baggersee kein Badesee sei, sondern ein See, „in dem man auch baden kann“. Würde man einen Badesee daraus machen, habe das ungewollte Folgen. „Da braucht man dann DLRG, Toiletten, Sicherheitsanlagen und vieles mehr.“ Um einen Müllcontainer will Ulrich Latus sich allerdings kümmern, zumal die Badenden die zunehmende Vermüllung beklagen. Das Problem beim früheren Container: Unbekannte luden permanent den eigenen Hausmüll dort ab.

Den Antrag auf die Ausweisung von Badezonen will der Ortsvorsteher nun in den Ortschaftsrat einbringen. Da wird dann darüber abgestimmt.

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Erstellt:
03.11.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 03sec
zuletzt aktualisiert: 03.11.2018, 01:00 Uhr

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