Europaspiele

Teamgeist und Ratlosigkeit

Das neue Leichtathletik-Format bei den Wettkämpfen in Minsk soll für Spannung sorgen. Der Modus ist aber selbst für die Sportler kompliziert.

25.06.2019

Von SID

Hürdensprinterin in der DLV-Mannschaft: Franziska Hofmann (2. v. r.) vom LAC Chemnitz. Foto: dpa

Hürdensprinterin in der DLV-Mannschaft: Franziska Hofmann (2. v. r.) vom LAC Chemnitz. Foto: dpa

Das komplizierte Format "DNA" soll die unterklassigen Leichtathletik-Wettkämpfe bei den Europaspielen in Minsk attraktiver machen. Aber selbst die deutschen Athleten hatten Schwierigkeiten, es richtig zu verstehen.

Michael Pohl musste lange warten. Sehr lange. Acht geschlagene Stunden nach seinem Lauf über die 100 m wusste der deutsche Sprinter noch immer nicht, ob er bei den Europaspielen eine Einzelmedaille gewonnen hatte. Erst um 20.11 Uhr Ortszeit, als auch der letzte seiner Sprint-Konkurrenten im Dinamo-Stadion in Minsk die Ziellinie überquert hatte, war klar: Der Leichtathlet ging wie seine Teamkollegen leer aus.

Dieser Umstand ist auf das ungewöhnliche Format bei dem Multisport-Event zurückzuführen. Dynamic New Athletics (DNA) heißt das Experiment, das in der weißrussischen Hauptstadt einen attraktiveren Anstrich verleihen soll. Bei den deutschen C-Athleten kommt es in weiten Teilen gut an, sorgt zugleich jedoch für so manche Irritation.

"Dass es eine Einzelwertung gibt, haben sie uns erst gestern Abend erzählt", sagte die deutsche Weitspringerin Melanie Bauschke, "es hat eine Weile gedauert, bis uns der ganze Modus erklärt werden konnte." Auch Pohl äußerte nur vorsichtig, dass, "wenn ich es richtig verstanden habe", am Ende aller Qualifikationsrunden seines Wettbewerbs die Schnellsten sortiert und so ein Einzelsieger ermittelt werde.

Genau so ist es: Hinter dem hoch komplizierten DNA-Modus steckt ein Teamwettbewerb mit K.o.-System. In Minsk gab es in den acht Einzeldisziplinen jedoch auch Einzelmedaillen zu gewinnen. Im Team wiederum werden in den acht Einzeldisziplinen jeweils bis zu zwölf Punkte vergeben. Das Punktekonto jeder Nation wird für eine abschließende und entscheidende Jagd-Staffel mit den Distanzen 800 m, 600 m, 400 m und 200 m dann in Zeitabstände (ein Punkt entspricht 0,3 Sekunden) umgerechnet. Dort starten alle Länder nach der sogenannten Gundersen-Methode, die erste Nation im Ziel gewinnt die Runde. Deutschland schaffte das und zog ohne den Umweg über das Viertelfinale direkt in die Vorschlussrunde am Mittwoch ein.

Im Team hat die Auswahl des Deutschen Leichtathletik-Verbands (DLV) daher noch die Chance auf eine Medaille. Und gerade das Teamgefühl bezeichnen die Athleten als "cool und etwas Neues". sid