Vulkanausbruch

Tausende auf der Flucht

Ausnahmezustand auf der Kanaren-Insel La Palma: Die Menschen müssen in Sicherheit gebracht werden – auch Urlauber.

21.09.2021

Von DPA

Der Berg Cumbre Vieja in El Paso spuckt Feuer, Rauch und Asche. Die Lava frisst sich durch Siedlungen. Foto: DESIREE MARTIN

Der Berg Cumbre Vieja in El Paso spuckt Feuer, Rauch und Asche. Die Lava frisst sich durch Siedlungen. Foto: DESIREE MARTIN

Die Lava zerstört die Häuser wie Butter“, erzählt Celia. Die Frau in mittleren Jahren betrieb ein kleines Hotel auf der zu Spanien gehörenden Ferieninsel La Palma. Aber seit Sonntag spuckt ein Vulkan im Bereich der Cumbre Vieja Asche und Lava aus – und Celia hat kein Hotel mehr.

„Wenn die Lava ein Haus erreicht, ist in Sekunden nichts mehr übrig, nur noch eine schwarze Masse“, erzählt die sichtlich erschütterte Frau. Wie etwa 5000 weitere Menschen in der Region im Süden der kleinen Kanareninsel musste sie vor dem Vulkanausbruch flüchten. Bei 500 von ihnen habe es sich um Touristen gehandelt. Ob auch Deutsche darunter waren, wurde zunächst nicht bekannt.

Aus acht Schloten schleudert der Vulkan Asche, Gesteinsbrocken und Lava in die Höhe. Vor allem nachts waren schaurig-schöne Bilder von Feuerfontänen zu sehen, die hunderte Meter hoch in den Himmel schossen. „Es ist ein unglaubliches Naturschauspiel, das einem Angst einjagt“, sagt die Anwohnerin María del Pino Hernández. Der Flugverkehr zu der Insel wurde aber zunächst nicht eingestellt.

Die um die 1000 Grad heiße Lava wälzt sich seit Sonntag wie ein riesiger Lindwurm langsam aber unaufhaltsam bergab in Richtung der Westküste der Insel – 700 Meter pro Stunde. Alles in ihrem Weg verbrennt: Bäume, Buschland, Bananenplantagen, Felder, Straßen, Stromleitungen und bisher auch schon dutzende Häuser. In dem Ort Los Llanos de Aridane seien etwa 150 Wohnungen in Mitleidenschaft gezogen worden.

Verletzt wurde zunächst niemand – denn die Insel vulkanischen Ursprungs, auf der es zuletzt 1971 einen Ausbruch gab, war vorbereitet. Tausende kleine Erdbeben während der vergangenen Tage waren für die Vulkanologen ein relativ sicherer Hinweis auf das, was kommen würde. Die Menschen wurden aufgefordert, leichtes Fluchtgepäck vorzubereiten, und erhielten Informationen, wo sie sich im Falle einer Evakuierung sammeln sollten. Ältere und Behinderte waren schon kurz vor dem Ausbruch in Sicherheit gebracht worden.

Unberechenbare Natur

Insgesamt 17 bis 20 Millionen Kubikmeter Magma könnten sich unter dem Vulkan gestaut haben, berichtete der TV-Sender RTVE unter Berufung auf den Regionalregierungschef der Kanaren, Ángel Víctor Torres. Vulkanologe Stavros Meletlidis warnte, die Natur sei unberechenbar. „Wir haben nur sehr simple Modelle von den extrem komplizierten Vorgängen unter unseren Füßen“, sagte er. Wie lange der Ausbruch dauern könne? „Wir wissen es nicht. Es gibt Ausbrüche, die nach neun Tagen enden, und welche, die Jahre dauern.“

Der Vulkan war am Sonntag um 15.12 Uhr Ortszeit (16.12 Uhr MESZ) mit heftigen Explosionen zum Leben erwacht. Die Behörden riefen umgehend die Alarmstufe rot des Vulkannotfallplanes aus und begannen mit Evakuierungen. dpa

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