Tübingen
Tänzerische Phantasie verwandelt Freizeitort
Die Tübinger Neckarmauer bietet mehr als eine provisorische Sonnenterrasse, idyllische Abkürzung zum Stocherkahn-Anlegeplatz oder zum Hölderlinturm: Zum Welttanztag am Sonntag enterte kurz nach 13 Uhr eine rotgewandete Tänzertruppe die geschwungene Treppe hinab zum Zwingel.
Unter der Leitung der Performance-Künstlerin Anke Zapf-Vaknin loteten sie den touristisch stark frequentierten Ort unter Einsatz der Hände, Arme, Beine und Füße aus. Das Motto lautete: „Was ist Tanz? Improvisationen und Tanzspielräume am Tübinger Neckarufer“. Acht Tänzer(innen) unterschiedlicher Generationen zeigten, was alles möglich ist jenseits des zielgerichteten, aufrechten Gangs, mit dem man den Raum eher durchmisst, als in ihm zu verweilen – und wie sich ein Ort, der in seine Postkartenansicht festgebannt scheint, mit ganz einfachen Mitteln doch wieder verwandeln lässt. Zeitweise bis zu 80 Leute ließen sich von der teils poetischen, teils akrobatischen Performance gefangennehmen. Beachtlich war die rhythmisierte, gemeinsame Überwindung der steilen Absturzkante der Neckarmauer hinab zur Stocherkahn-Anlegestelle. Von dort brachen die Künstler/innen zu einer kurzen Flussfahrt auf – um schließlich an der Platanenallee anzulanden, wo sie sonntägliche Flaneure zum Mittanzen einluden. „Das hat so etwas Unspektakuläres im Sinne des Nicht-Events“, sagte eine Passantin. „Es wäre schön, wenn so etwas öfter passieren würde.“