Tübingen · Senioren

TAGBLATT-Messe: Gehen wie auf Wolken

Viele hundert Besucher informierten sich bei 40 Ausstellern auf der „sen’FIT“-Messe des SCHWÄBISCHEN TAGBLATTs.

20.10.2019

Von Andreas Straub

Beweglichkeit und Mobilität im Alter war eines der Themen auf der Seniorenmesse des TAGBLATT-Verlags.Bild: Ulrich Metz

Beweglichkeit und Mobilität im Alter war eines der Themen auf der Seniorenmesse des TAGBLATT-Verlags.Bild: Ulrich Metz

Von Pflegediensten, Immobilienmaklern, Handwerkern, Haustechnikern, Gesundheitsanbietern bis hin zu Reisen: Bei der Messe „sen’FIT“ des SCHWÄBISCHEN TAGBLATTs informierten sich am Samstag vorwiegend ältere Menschen über auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Angebote im Tübinger Sparkassen Carré. Es gab Kaffee und Snacks, Vorträge und in ruhigeren Ecken die Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen.

„Ich bekomme viele Anregungen“, sagte Besucherin Beate Jung aus Tübingen. Sie hat einige der fünf vorangegangenen Seniorenmessen besucht. „Die Ausstellung ist sehr vielfältig, das Angebot toll“, so Jung. Bei vielen gefragt war kostenloses Blutdruck-Messen am Stand von Brillinger Orthopädie. „Die Resonanz ist insgesamt sehr positiv“, freute sich Firmeninhaberin Ingrid Fischer. Sie zeigte beispielsweise Kompressionsstrümpfe, die es mittlerweile auch in bunten Farben gibt. Und die im Trend liegenden „On“-Schuhe: Mit denen, so Fischer, gehe man nicht nur „wie auf Wolken“, sondern könne auch bequem individuelle Einlagen wechseln.

Um den „tabuisierten Umgang mit Tod und Trauer“ ging es bei der Podiumsdiskussion am Nachmittag. Moderator und TAGBLATT-Mitarbeiter Stefan Zibulla erklärte eingangs, bereits im 19. Jahrhundert seien die Friedhöfe von den Ortszentren an den Rand verlagert worden. Heute sterben laut Zibulla 70 Prozent der Menschen in Kliniken und Pflegeheimen. „Damit ist der Tod aus dem Alltag verdrängt.“

Der Tod als etwas Intimes

In den Medien indes werde das Thema immer wieder aufgegriffen. Das bestätigte Constanze Scholzgart, Geschäftsführerin der Tübinger Hospizdienste: „Seit der Nachkriegszeit kann man eher darüber sprechen.“ Doch nach wie vor sei der Tod etwas Intimes, das man nicht ausbreiten wolle. Deshalb scheuen sich auch viele Menschen, in dieser persönlichen Situation nach fremder Hilfe zu fragen. „Wenn diese Angst einmal überwunden ist, sind die meisten froh über die Unterstützung“, so Scholzgart. Nach einem Erstgespräch und dem Austausch mit Koordinatoren übernehmen die Betreuung beim Hospizdienst ehrenamtliche Mitarbeiter. Nach wie vor, so Scholzgart, finden sich genug Freiwillige, wenngleich die Kontinuität abnehme. „Die Fluktuation ist gestiegen“, sagte Scholzgart.

Das Paul-Lechler-Krankenhaus in Tübingen gilt landläufig als „Sterbe-Klinik“. Dem trat Chefarzt Johannes-Martin Hahn entgegen: „Das war vielleicht in den 60er-Jahren so.“ Richtig sei, dass nicht die „Maximalversorgung“ im Vordergrund stehe. Inzwischen gebe es einen speziliasierten Bereich für Palliativmedizin. „In der Altersmedizin aber ist unser Ziel die Entlassung nach Hause“, so Hahn. Er beobachte einerseits, dass Angehörige Sterbende intensiver begleiten möchten als früher. Andererseits seien viele Ältere alleine, weil sie keine Kinder haben oder diese weit weg seien. Das Hospiz, für das vergangene Woche der Grundstein gelegt wurde, schließe da eine wichtige Lücke in der Versorgung. In der Palliativmedizin brauche es Zeit und Lebenserfahrung, so Hahn. Ein religiöser Hintergrund, so Hahn auf Nachfrage, könne hilfreich sein. „Aber auch manch ein Pfarrer tut sich schwer und gerät am Ende ins Zweifeln.“

Am Stand von Roberto Seifert, der 2011 das Bestattungsunternehmen Gommel übernommen hatte, gingen manche Messebesucher schnell vorbei. Wie eine Umfrage im Publikum ergab, hat sich von ihnen noch kaum jemand Gedanken über die eigene Bestattung gemacht. „Aber die Leute sind offen für das Thema“, sagte Seifert. Neben Bestattungen gehe es viel um Bestattungsvorsorge und Bestattungsarten. Preise spielen laut Seifert bei seinen Kunden nicht die entscheidende Rolle. Während es einige gebe, die alles bis ins kleinste Detail planen, gebe es den Trend zu Internet-Bestattern, die für 500 Euro eine „komplette Entsorgung“ im preisgünstigen, osteuropäischen Ausland anbieten.

Nie zu früh, häufig zu spät


Mit dem Tod in Verbindung mit Geld hat Felix Barth, Inhaber der gleichnamigen Tübinger Anwaltskanzlei, häufig zu tun. „Wenn der Tod da ist, fallen alle Hemmungen“, schilderte er. Bisweilen wirke es, als hätten die Erbenden schon im Vorfeld Listen mit Aufrechnungen angefertigt. Bei einer geregelten Nachfolgeplanung sollte der Gebende die Erben mit einbeziehen, sagte Barth: „Für ein Testament ist es nie zu früh, aber häufig zu spät“. Offene Fragen seien dabei in der Praxis das häufigste Problem, schließlich könne der Verstorbene nichts mehr erklären.