In sechs Tagen zum Bodensee

TAGBLATT-Austrägerin Ulrike Sprenger ging ein Stück Jakobsweg

Die TAGBLATT-Austrägerin Ulrike Sprenger pilgerte im Mai sechs Tage auf dem Jakobsweg von Bierlingen nach Überlingen. Im Herbst 2017 will die selbständige Gesundheitsberaterin, die vorher „noch nie wandern oder zelten war“, bis nach Santiago de Compostela gehen.

07.06.2016

Von Dunja Bernhard

Ulrike Sprenger mit Mischlings-Hündin Stella auf dem Jakobsweg. Privatbild

Ulrike Sprenger mit Mischlings-Hündin Stella auf dem Jakobsweg. Privatbild

Bierlingen. „Die Idee mit dem Jakobsweg kam mir morgens um halb fünf beim Zeitungsaustragen.“ Da sei es schön ruhig. Da fielen ihr so verrückte Sachen ein. Besonders im Frühling: Wenn da beim Zeitungsaustragen die Sonne aufgeht, fangen die Vögel an zu zwitschern. „Und die Blumen riechen so schön.“

Vor zwei Jahren war die 57-Jährige von Heilbronn nach Bierlingen gezogen, an den Wohnort ihrer Tochter. Von der Tochter bekam sie auch Wanderschuhe, Rucksack und Schlafsack. „Ich war noch nie wandern oder zelten“, sagt Ulrike Sprenger. Als Training genügten ihr die fünf bis sechs Kilometer, die sie sechs Tage die Woche beim TAGBLATT-Austragen zurücklegt.

Im Internet suchte Sprenger nach Pilgerratgebern. Der Autor Wolfgang Meyer schickte ihr nicht nur ein Buch vom Jakobsweg, sondern auch gleich Jakobsmuschel und Pilgerkette. Sprenger ließ sich vom Pilgervirus infizieren. Dass Hündin Stella sie begleitete, war gar keine Frage. Mit auf den Weg machte sich auch eine Freundin aus Bayreuth.

Ihre Tour ging von Bierlingen über Hirrlingen, Hechingen, Inzigkofen und Pfullingen nach Überlingen. 135 Kilometer in sechs Tagen. Am ersten Tag redeten sie über die Dinge, „die Freundinnen sich erzählen“. Die folgenden Tage sagten sie kaum noch etwas, berichtet Sprenger. „Wir waren mit dem Weg und mit uns beschäftigt.“ Der Jakobsweg habe gewirkt. Gebet sei nicht so ihr Ding, sagt sie. Aber sie halte Zweisprache mit Gott.

Ihr Geist sei von all dem alltäglichen Müll befreit worden. „Gedankenhygiene“ nennt Sprenger das. Körper, Seele und Geist gehörten zusammen. Früher habe sie unter Migräne gelitten. Seit sie ihre Ernährung umgestellt habe, gehe es ihr viel besser. „Äußerlich bin ich 57 Jahre alt“, sagt sie. Innerlich fühle sie sich „wie 39“.

Sprenger schwört auf ein Ernährungskonzept aus Finnland. Neben Obst und Gemüse isst sie vor allem eiweißreiche Produkte. „Um die Lücken zu schließen“, nimmt sie zusätzlich Vitamine und Mineralstoffe in Pulverform zu sich. Als Gesundheitsberaterin vertreibt sie dieses Produkt. Bevor sie es ihren Klienten anbietet, wollte sie es erst einmal selbst ausprobieren, sagt die gelernte Arzthelferin. Die Ernährungsumstellung sei wie ein großer Körper-Hausputz gewesen. Sie habe jetzt viel mehr Energie. Ihre Überzeugung will sie in die Welt tragen. Der Jakobsweg sei eine Möglichkeit dazu.

Auf dem Weg nach Gauselfingen kamen die Frauen an einem Hinweisschild zu einer Vatertagshocketse vorbei. „Da müssen wir hin“, beschlossen sie und genehmigten sich Bratwurst, Semmeln, Bier und ein „Schnäpsle“. „Das darf auch mal sein“, sagt Sprenger. Der Genuss dürfe nicht zu kurz kommen.

Als sie mal „wirklich nicht mehr weiter konnten“ – Hündin Stella verweigerte nach dem dritten Tag das Wandern und musste getragen werden – suchten die beiden Pilgerinnen eine Mitfahrgelegenheit. Bei der Fahrerin einer pinkfarbenen Mercedes A-Klasse mit rosafarbenen Lenkrad-Überzug war Sprenger überzeugt, dass sie ein Stück mitfahren dürfen. Und so war es auch. „Die Frau hat betont, dass das Auto ihrer Tochter gehört“, erzählt Sprenger lachend.

Die sechs Tage auf dem Jakobsweg hätten sie zu innerer Ruhe geführt. Anfangs habe sie noch auf Facebook gepostet, aber dann wurde der Internet-Empfang immer schlechter. Im Killertal ging es steil bergauf. Da komme ich nicht hoch, habe sie gedacht. Dann ging sie Schritt für Schritt.

„Wenn ich das schaffen kann, können andere das auch“, ist Sprenger überzeugt. Auf ihre nächsten Etappen möchte sie gern andere Menschen mitnehmen. So könne aus etwas Kleinem was Großes entstehen.

Info Im Internet berichtet Ulrike Sprenger von ihrer Wanderung: www.sprengerulrike.de

Eine Stele mit Jakobsmuschel weist den Weg.

Eine Stele mit Jakobsmuschel weist den Weg.

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Erstellt:
07.06.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 48sec
zuletzt aktualisiert: 07.06.2016, 01:00 Uhr

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