VfB Stuttgart

Sven Mislintat und sein kompliziertes Abwehr-Puzzle

Marc Kempf lehnt ein Angebot des Vereins ab, auch der ausgeliehene Mavropanos könnte wegbrechen. Der Sportdirektor hat viel Arbeit.

10.05.2021

Von Carlos Ubina

Marc Kempf (links), hier im Zweikampf mit Dortmunds Sturmass Erling Haaland, lehnt ein verbessertes VfB-Angebot ab. Foto: Tom Weller/dpa

Marc Kempf (links), hier im Zweikampf mit Dortmunds Sturmass Erling Haaland, lehnt ein verbessertes VfB-Angebot ab. Foto: Tom Weller/dpa

Stuttgart. Sven Mislintat kennt das Geschäft nur zu gut. Er hat mit dem Spieler intensiv gesprochen. Er hat diesem den weiteren Weg des VfB Stuttgart aufgezeigt, und er hat ihm erklärt, welche Rolle er auf dem Feld und im Mannschaftsgefüge von Trainer Pellegrino Matarazzo einnehmen soll. Die Wertschätzung für Marc Kempf hat der Sportdirektor des Fußball-Bundesligisten schließlich in ein Angebot zur vorzeitigen Vertragsverlängerung um zwei Jahre fließen lassen – zu verbesserten Konditionen. Dennoch haben Kempf und seine Berater die Offerte jetzt abgelehnt.

Kempf hätte mit einer Unterschrift die Möglichkeit erhalten, zwischen zweieinhalb und drei Millionen Euro im Jahr zu verdienen. Damit wäre der 26-Jährige, der ohnehin über einen gut dotierten Vertrag bis 2022 verfügt, zu den Spitzenverdienern beim VfB aufgestiegen. „Wir haben ein Angebot abgegeben, bei dem es schwierig ist, es noch einmal zu verbessern“, sagt Mislintat. Klar ausgedrückt, bedeutet das: Es wird keinen Poker und damit kein weiteres Angebot für Kempf geben.

Der VfB muss in Coronazeiten mit seinen Mitteln haushalten, und der Sportdirektor mag das Gehaltsgefüge nicht sprengen mag. Wohl wissend, dass ihn dies in eine schwierige Lage bringt, denn den Stuttgartern droht, dass ihnen zwei starke Glieder ihrer Dreierabwehrkette zur nächsten Saison fehlen werden. Auch Konstantinos Mavropanos ein Wackelkandidat.

Ein zweistelliger Millionenbetrag wird an Ablösesumme fällig, wenn ein Klub Kempf aus seinem Vertrag herauskaufen möchte. Eintracht Frankfurt gilt als interessiert. „Er sucht jetzt einen wichtigen Vertrag in seiner Karriere, und das ist in Ordnung“, sagt Mislintat. Spätestens in einem Jahr – so lange läuft sein Vertrag – gehört Kempf nicht mehr zum VfB. Vermutlich aber schon früher, worauf sich der Sportdirektor einstellt und bereits Abwehrkandidaten mit einem starken linken Fuß im Visier hat.

Welche Lösung sich findet, hängt von vielen Faktoren ab. Ein kleiner ist dabei Marcin Kaminski – ebenfalls ein Linksfuß, dessen Arbeitspapier nun ausläuft. Dass der Pole nach einer Saison mit wenigen Einsätzen in Stuttgart bleibt, ist unwahrscheinlich.

Mehr Hoffnungen verknüpfen sich mit der Personalie Mavropanos. Die Leihgabe vom FC Arsenal soll gehalten werden. Einen Kauf des Griechen kann sich der VfB jedoch nicht leisten, nur eine weitere Leihe für den Rechtsfuß. „Die Gespräche werden jetzt stattfinden, aber dem Verlauf kann man keinen zeitlichen Rahmen geben“, sagt Mislintat, der beste Kontakte zu seinem früheren Arbeitgeber in London pflegt.

Mavropanos hat sich positioniert. Der 23-jährige Nationalspieler will entweder zurück zum FC Arsenal, um dort seine Chance zu suchen, oder beim VfB bleiben. „Das hilft uns natürlich“, sagt Mislintat, der seine Kaderplanungen auf der rechten Abwehrhälfte jedoch anders angeht als auf der linken. Denn rechts gibt es in den eigenen Reihen mehr Optionen. Pascal Stenzel und Atakan Karazor sind neben der gesetzten Allzweckwaffe Waldemar Anton als solide Erstligaprofis zu nennen. Aus dem Nachwuchsbereich gibt es Antonis Aidonis (19) sowie Matej Maglica (22) und Jakov Suver (18), die herangeführt werden sollen. Für den linken Part in der Dreierkette gibt es zunächst nominell nur Clinton Mola.

Gut möglich also, dass sich der VfB verstärkt auf dem schwierigen Markt für Innenverteidiger umsehen muss. Und besonders begehrt, weil Mangelware, sind da die robusten Sicherheitskräfte mit einem besseren linken Fuß. Kempf weiß das und lässt nun die Möglichkeiten für sich ausloten.

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Erstellt:
10.05.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 42sec
zuletzt aktualisiert: 10.05.2021, 06:00 Uhr

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