Unwetter

Sturm fegt über Deutschland - Bahnchaos in weiten Teilen des Landes

Stromausfälle, umgestürzte Bäume, zerstörte Dächer: Heftige Böen machten den Einsatzkräften deutschlandweit zu schaffen. Im Bahnverkehr ging stellenweise nichts mehr.

22.10.2021

Von dpa

Ein umgestürzter Baum liegt in Chemnitz (Sachsen) über zwei Fahrzeugen. Bild: Henning Kaiser/dpa

Ein umgestürzter Baum liegt in Chemnitz (Sachsen) über zwei Fahrzeugen. Bild: Henning Kaiser/dpa

Offenbach/Berlin. Das Sturmtief über Deutschland hat am Donnerstag zu starken Einschränkungen im Bahnverkehr geführt. In Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt wurde der Regionalbahnverkehr bis auf Weiteres eingestellt, wie die Deutsche Bahn (DB) mitteilte. In Nordrhein-Westfalen fuhren zeitweise keine Fernverkehrszüge. Besonders im Saarland, in Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern sei es zu Zugausfällen und Verspätungen gekommen, teilte die DB mit.

„Hunderte Mitarbeitende sind im Einsatz, um Bäume und andere Hindernisse aus den Gleisen zu räumen, Oberleitungen zu reparieren und Schäden aufzunehmen“, teilte eine DB-Sprecherin mit. Fahrgäste, die aufgrund des Unwetters ihre Reise verschieben wollen, könnten ihr gebuchtes Ticket ab sofort bis einschließlich sieben Tage nach Ende der Störungen einlösen. Am Nachmittag rollten die ersten Fernverkehrszüge bereits wieder durch NRW.

Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie warnte vor einer Sturmflut im Norden. Das Hochwasser werde an der Nordseeküste 1,00 bis 1,50 Meter und im Weser- und Elbegebiet etwa 1,50 Meter über dem Mittleren Hochwasser liegen, hieß es. Weitere Sturmfluten am Freitag seien nicht ausgeschlossen.

In Schwentinental bei Kiel richtete ein Wirbelsturm schwere Schäden an. Laut Feuerwehr hinterließ der Wirbelsturm im Ort eine „Schneise der Verwüstung“ auf etwa 100 Metern Breite. Mehrere Häuser seien schwer beschädigt worden, Bäume seien umgestürzt und hätten Autos unter sich begraben. Verletzte gab es aber nicht.

Vielerorts rückten die Feuerwehren wegen umgestürzter Bäume, herabgefallener Äste und Teile von Dächern aus. In Baden-Württemberg stürzte in Ludwigsburg ein größeres Gerüst auf ein Gebäude. Bei Hinterzarten im Schwarzwald fiel ein Baum auf eine Oberleitung und einen Zug. Verletzt wurde dabei ersten Angaben zufolge niemand.

Im Bonner Stadtbezirk Bad Godesberg kollidierte in der Nacht zu Donnerstag ein Güterzug mit einem herabgefallenen Ast auf dem Gleis. In Hamburg-Ohlsdorf stürzten zwei etwa 15 Meter hohe Bäume auf ein Auto und ein vierstöckiges Mehrfamilienhaus. Verletzt wurde auch dort niemand.

Wie hier in Köln warteten deutschlandweit viele Bahnreisende vergebens auf ihren Zug. Bild: Henning Kaiser/dpa

Wie hier in Köln warteten deutschlandweit viele Bahnreisende vergebens auf ihren Zug. Bild: Henning Kaiser/dpa

In Bayern verursachte der Sturm ebenfalls Schäden. Die Polizei meldete Dutzende Einsätze. Teilweise kam es auch zu Stromausfällen. In Düsseldorf rückte die Feuerwehr meist wegen loser Äste, umgekippter Bäume oder Absperrungen an Baustellen aus. In mehreren Orten in der Pfalz sowie in Koblenz fiel am Vormittag der Strom aus. Umgestürzte Bäume und herabfallende Äste sorgten auch in Teilen Brandenburgs, Sachsens, Sachsen-Anhalts und Thüringens für Stromausfälle. Etwa 50 000 Kunden seien betroffen, teilte die Mitteldeutsche Netzgesellschaft Strom mit. In Thüringen wurden zahlreiche Einrichtungen wie Zoos und städtische Friedhöfe geschlossen. Geplante Bestattungen und Trauerfeiern fielen aus.

Im Harz kippten zahlreiche Bäume um und versperrten auch einige Straßen, wie der Nationalpark und die Polizei mitteilten. Die Landesforsten und der Nationalpark warnten davor, Wälder zu betreten. Jetzt in den Wald zu gehen sei „absolut unverantwortlich“, warnte Friedhart Knolle vom Nationalpark Harz. Auf dem Brocken sei die Lage bereits am Mittwoch dramatisch gewesen. Besonders Touristen seien unverantwortlich gewesen, klagte Knolle. Bilder vom Gipfel zeigten demnach Kinder, die dort herumwirbelten und sich nicht mehr hätten halten können, sowie Erwachsene mit Kinderwagen.

Der DWD hatte in einem Streifen über die Mitte bis in den Osten und Nordosten Deutschlands schwere Sturmböen und teilweise orkanartige Böen von bis zu 105 Kilometern pro Stunde vorausgesagt, im Bergland Orkanböen mit bis zu 120 Kilometern pro Stunde. Für Freitag rechneten die Meteorologen im Norden noch mit stürmischen Böen, Schauern und Gewittern, während sich das Wetter ansonsten beruhigen soll. dpa

Sturmfolgen auch in Frankreich

Heftige Sturmböen haben am Donnerstagmorgen in Nordfrankreich Störungen im Verkehr und bei der Stromversorgung verursacht. Etwa 250 000 Haushalte seien ohne Strom, schrieb Netzbetreiber Enedis auf Twitter. Allein in der Normandie waren demnach 80 000 Haushalte betroffen.

Die Feuerwehren in Tschechien rückten zu Hunderten Einsätzen aus, um umgestürzte Bäume von Straßen und Autos zu räumen. Mindestens zwei Autoinsassen wurden eingeklemmt und schwer verletzt. Mehr als 60 000 Haushalte waren vorübergehend ohne Strom. dpa

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Erstellt:
22.10.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 59sec
zuletzt aktualisiert: 22.10.2021, 06:00 Uhr

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