Tübingen

Stück vom Kuchen

Eine Baugemeinschaft spannt in Hirschau eine Pflege-Wohngemeinschaft mit Familienwohnungen für Geflüchtete zusammen („Ein ungewöhnliches Bauprojekt“, 15. November).

25.11.2017

Von Michael Frey, Tübingen

„Ein ungewöhnliches Bauprojekt“ schreitet in Hirschau voran. Gemäß TAGBLATT in keinem Fall ein Renditeobjekt. Allerdings wollen viele Partien ein Stück vom doch recht großen Kuchen abhaben. Die Kirchengemeinde besteht auf ihre beachtlichen 4 Prozent Erbpachtzins (über 12 000 Euro/Jahr) und die Investorengruppe streicht 30 Prozent der Baukosten als Förderung vom Land ein. Der Architekt frohlockt in Anbetracht der kontinuierlich steigenden Größe des Projekts, welches ihm circa 10 Prozent der Bausumme (nach aktuellem Planungsstand 2,8 Millionen Euro) an Honorar einbringen sollte. Im Vergleich zu keinen Zinsen auf der Bank also sehr wohl ein lukratives Renditeobjekt für die Beteiligten. Für alle? Nein! Die Anwohner wurden zwar sporadisch informiert, aber nie ernsthaft am Prozess beteiligt. Die geäußerten Ängste, Einwände und Vorschläge wurden von Investoren, Kirche und Ortschaftsrat nicht berücksichtigt. Sukzessive wuchs das Ausmaß des Gebäudes und die Personenzahl. Die von der Stadt als maximal genehmigungsfähig erachtete Grundfläche von beträchtlichen 240 Quadratmetern wurde inzwischen um satte 50 Prozent überschritten. Die hohe Anzahl an Bewohnern macht eine Integration der Geflüchteten unmöglich. Die in Aussicht gestellte Unterbringung von Familien wird seitens der Stadt nicht zugesichert. Der Platz in Kindergärten und Kernzeitbetreuungen ist nicht vorhanden.

Aus diesen Gründen sollte die Kirchengemeinde auf den Pachtvertrag mit der Investorengruppe verzichten!