Mannheim/Konstanz

Studierende fordern Reform der Bewertung der Lehre

Prinzipiell ein gutes Mittel, in der Praxis aber verbesserungsfähig: Die Bewertung der Lehrleistung muss wirksamer und unabhängiger werden, fordert ein Studierendenvertreter. Vor Gericht will ein Hochschullehrer sie im Namen der Wissenschaftsfreiheit ganz kippen.

19.12.2019

Von dpa/lsw

Mannheim/Konstanz. Frontalunterricht, langweilige Tafelaufschriebe und wenig Interesse an digitalen Angeboten - solche Mängel in der Lehre hat nach Ansicht der Studierendenvertretung deren Bewertung von studentischer Seite nicht abgestellt. „Das ist ein sehr wichtiges Instrument, ob und wie weit das aber in einen Verbesserungsprozess einfließt, ist eine ganz andere Frage“, sagte der Sprecher der Landesstudierendenvertretung, Andreas Bauer, der Deutschen Presse-Agentur in Mannheim.

Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) sieht Lehrevaluationen als wichtiges Instrument der Qualitätssicherung an. „Wir brauchen mehr Feedbackkultur, nicht weniger. In der Wissenschaft ist dieses Thema der Rückmeldung auch üblich und fest etabliert.“

Auch nach Überzeugung des Vorsitzenden der Landesrektorenkonferenz, des Heidelberger Uni-Rektors Bernhard Eitel ist die Bewertung der Lehrleistung ein probates Mittel für bessere Lehre, das weitgehend und ohne Beanstandungen von beiden Seiten genutzt werde. „Es geht um gute Bedingungen für Studierende, nicht um das Drangsalieren von Wissenschaftlern“, sagte Eitel.

Anlass für die Diskussion um die Bewertung der Lehre ist die mündliche Verhandlung über einen Normenkontrollantrag eines Konstanzer Hochschullehrers beim Verwaltungsgerichtshof in Mannheim. Damit will er die Passage zur Evaluation in der Satzung seiner Hochschule Konstanz Technik, Wirtschaft und Gestaltung einkassieren. Er macht geltend, dass diese gegen seine Wissenschafts- und Lehrfreiheit verstoße.

Studentenvertreter Bauer will die Befragung beibehalten, aber grundsätzlich reformieren. So sei die Ausgestaltung der Fragebögen durch die Dozenten selbst problematisch. „Das werden zum Teil Suggestiv-Fragen gestellt und Freifelder für Kritik fehlen“, sagte der Student der Informationstechnik der Uni Mannheim. Die Antworten würden dann von dem Dozenten selbst ausgewertet. „Was dann in der mit Dozenten und Studenten besetzten Studienkommission und beim Dekanat ankommt, stammt nicht mehr aus einer unabhängigen Quelle.“ Das Dekanat, die Leitung eine Fakultät, oder die Studierendenvertreter sollten die Evaluation konzipieren - nicht die zu Beurteilenden selbst.

Die Hochschule Konstanz hält - anders als ihr Dozent - den Eingriff in die Lehrfreiheit durch Evaluation für „nicht besonders intensiv“. Schließlich sei die Lehrfreiheit durch die Verfassung begrenzt, etwa durch die Studierfreiheit.

Nach Angaben von Ministerin Bauer gibt es bei der Bewertung der Lehre unterschiedliche Herangehensweisen sowie unterschiedliche Intensitäten der Befragung. „Man kann auch mit zu viel Fragen die Studierenden nerven. Jede Hochschule muss da den richtigen Weg finden.“ Manche Hochschulen machten die Ergebnisse in einer anonymisierten Form transparent. Andere handhabten das diskret.

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Erstellt:
19.12.2019, 08:52 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 11sec
zuletzt aktualisiert: 19.12.2019, 08:52 Uhr

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