Kein Projekt für die Schublade

Studenten präsentieren ihre Dokumentarfilme im Kino Museum

Wie spielt man Fußball nach Gehör, und wie kann man sich aus dem Mülleimer ernähren? Diese Fragen beantworten sechs Studenten in ihren beiden Dokumentarfilmen, die am Freitag, 26. April, im Kino Museum Premiere feiern.

23.04.2013

Von Marie-Therese Härtling

Zwei Dokumentarfilme erwarten einen bei der Premiere am Freitag und Samstag, jeweils um 18 Uhr, im Kino Museum. Sechs Studenten der Medienwissenschaften präsentieren ihre Masterarbeiten "Ins Schwarze getroffen - Die deutsche Blindenfußball-Nationalmannschaft" und "We love food - Vom Feld in den Mund und was dabei auf der Strecke bleibt".

Gegen die Wegwerfgesellschaft sprechen sich Jennifer Raffler, Katharina Schwarz und Sarah Müller in ihrer Doku "We love food" aus. Nachts fischen sie mit einer jungen Frau, die unerkannt bleiben möchte, in Mülltonnen von Supermärkten nach Lebensmitteln. Im Film zeigt sich ein "Tafelladen" mit prall gefüllten Regalen, gefüllt von Produkten, deren Mindesthaltbarkeitsdatum zwar schon überschritten ist, die aber noch lange nicht ungenießbar sind.

Mit Einblendungen, giftgrün auf schwarz, vielen Interviews und filmischen Effekten werden Fakten in den Fokus gesetzt. Die Musik unterstreicht die mal groteske, mal bedrückende Atmosphäre.

"Ins Schwarze getroffen" begleitet die deutsche Blindenfußball - Nationalmannschaft bei ihren Vorbereitungen für ein Freundschaftsspiel gegen die Türkei im Sommer 2012. Man erfährt, dass Fußball sogar ohne Sehvermögen nur mit einer Rassel im Ball und lautstarker Kommunikation auf dem Platz funktioniert. Offen sprechen Spieler über ihre Schicksale und die Bedeutung des Sports für sie - auch als Selbsttherapie. Rebekka de Buhr, Bastian Wagner und Ulf Puntschuh sind mit der Fußballmannschaft durch Deutschland gereist; in die Heimatstädte der Spieler, nach Berlin zum Spiel gegen die Türkei und haben mitgefiebert - ein Aufwand, der sich gelohnt hat.

Zu beschäftigt für Sponsorensuche

Sehr schnörkellos zeigt der Film auch Emotionen - oft bedarf es keiner erklärenden Worte, nur die Musik begleitet die Szenen.

Mehrere Monate haben die jungen Filmemacher daran gearbeitet, und man merkt: Die Masterarbeit wird als professionelle Filmproduktion gehandelt. "Das ist kein Projekt für die Schublade", sagt auch der Leiter des Zentrums für Medienkompetenz an der Uni Tübingen, Kurt Schneider. Er betreute die Studenten zusammen mit Prof. Susanne Marschall während ihrer Masterarbeit. "Wenn die Studenten mit ihren Themen zu uns kommen, segnen wir sie nur ab", erklärt er die Vorgehensweise. Während der Dreharbeiten sind sie komplett auf sich alleine gestellt. Erst beim Schneiden und Synchronisieren bekommen sie professionelle Hilfe zur Seite gestellt.

Für die Finanzierung sind die Studenten selbst verantwortlich. "Anfangs wollten wir Sponsoren suchen, aber wir waren zu sehr mit der Produktion des Films beschäftigt", sagt Jennifer Raffler.

Noch zwei weitere Dokumentarfilme von Absolventen sind laut Kurt Schneider in Produktion. Der eine über den bekannten Vibraphonisten Dizzy Krisch, der andere über kriegsversehrte Libyer, die in deutschen Krankenhäusern behandelt werden.

Szene aus dem Film "We Love Food".

Szene aus dem Film "We Love Food".