Tübingen

Studenten aus Syrien: Verein erspart gefährliche Flucht

Die Flucht aus dem vom Bürgerkrieg zerstörten Syrien ist teuer und lebensgefährlich - nun haben sieben Ehrenamtliche aus Baden-Württemberg einen Hilfsverein gegründet.

20.08.2016

Von dpa/lsw

Die syrische Studentin Shadia Tarrak im Garten ihrer Gastmutter. Foto: Christoph Schmidt/Archiv dpa/lsw

Die syrische Studentin Shadia Tarrak im Garten ihrer Gastmutter. Foto: Christoph Schmidt/Archiv dpa/lsw

Tübingen. Die Studentenpaten Nahost wollen jungen Menschen aus Kriegsgebieten die Flucht ersparen. Jetzt haben sie eine Frau aus Syrien nach Tübingen geholt. „Wir wollen die jungen Leute direkt in die Ausbildung vermitteln“, sagte der Vereinsvorsitzende Jochen von Bernstorff.

„Wir sollten unser Bildungssystem zur Verfügung stellen, um so zu einem späteren Wiederaufbau beizutragen“, sagte er in der Hoffnung, dass nach Kriegsende gut ausgebildete Syrer in ihre Heimat zurückkehren können. Der Verein sucht die Studenten über persönliche Kontakte aus, organisiert ihnen ein Ausbildungsvisum und stellt die geforderte finanzielle Sicherheit durch Spendengelder bereit.

Vorbild bei der Gründung war der Berliner Verein Flüchtlingspaten Syrien, der jedoch ein Landesprogramm für Familiennachzug für seine Zwecke nutzt und eine Art Bürgschaft für Syrer übernimmt. Das Modell der privat und gemeinschaftlich finanzierten Stipendien für Studenten aus Kriegsgebieten ist neu, wie der Berliner Vereinsvorsitzende Ulrich Karpenstein sagt. In Baden-Württemberg fehle ein entsprechendes Landesprogramm.

Vor etwa drei Wochen ist die 30-jährige Shadia Tarrak in Tübingen angekommen. „Die Gruppe ist toll, sie hat mir sehr geholfen“, sagte sie. Als Palästinenserin hatte sie in Syrien einer Minderheit angehört und in einem umkämpften Gebiet gelebt. In Tübingen besucht sie einen Sprachkurs und möchte Geschichte und Archäologie studieren. Eine zweite Studentin wird im September erwartet.

Tarraks Gastmutter Sigrun Gehrig, die ebenfalls zum Verein gehört, hat die Formalitäten des ersten Ausbildungsvisums geklärt. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass es so kompliziert wird“, sagte sie. Aber sie habe die Zeit gern investiert - denn mit der Ankunft des Lebenslaufs von Shadia Tarrak hatte die Krise in Syrien für Gehrig ein Gesicht. „Ihr Bruder ist von Scharfschützen erschossen worden, ihre Schwester durch Bombensplitter erblindet“, sagte Gehrig. „Ich konnte mich der Geschichte nicht mehr entziehen.“