Prozess

Student nach brutalem Ritual tot

20-Jähriger überlebt Grausamkeiten nicht. 18 Mitglieder einer Studentenverbindung stehen nun vor Gericht.

25.09.2021

Von dpa

Hasselt. Ein 20-Jähriger bewirbt sich in Belgien bei einer Studentenverbindung und findet dort keine Freunde, sondern den Tod. Bei einem grausamen Aufnahmeritual musste der Student zum Beispiel Unmengen an Alkohol und Fischöl trinken. Der Körper des jungen Manns hält die Strapazen nicht aus: Im Krankenhaus stirbt er wenig später.

18 Männer müssen sich seit Freitag vor dem Landgericht Hasselt unter anderem wegen fahrlässiger Tötung, unterlassener Hilfeleistung und der Verabreichung schädlicher Substanzen verantworten. Neben der Diskussion um die Brutalität dieses Rituals hat der Fall in Belgien auch eine Debatte über Rassismus ausgelöst, weil das Opfer schwarz war und in einer elitären weißen Verbindung mitmachen wollte.

Die Studentenverbindung „Reuzegom“ aus der Universitätsstadt Löwen hatte das Aufnahmeritual am 5. Dezember 2018 organisiert. Unter den Mitgliedern wurde es als „Taufveranstaltung“ bezeichnet, an der neben dem 20-Jährigen auch zwei weitere Neulinge teilnahmen. Sie wollten Mitglieder der prestigeträchtigen Verbindung werden. Doch dafür mussten sie Fürchterliches über sich ergehen lassen.

Mehrfach angepinkelt

Das 20-jährige Opfer musste Unmengen Alkohol trinken. Belgische Medien schreiben, dass die drei Anwärter von den älteren „Reuzegom“-Mitgliedern mehrfach angepinkelt wurden. Am Tag darauf folgten weitere Strapazen: Nach Informationen der belgischen Zeitung „De Standaard“ musste das Opfer bei Außentemperaturen von sechs Grad mit seinen beiden Mitstreitern halb nackt in einer mit Wasser befüllten Grube verharren. Den jungen Männern seien dabei Fragen gestellt worden. Bei einer richtigen Antwort gab es Wasser – bei einer falschen mussten sie unappetitliche Lebensmittel verspeisen. Der 20-Jährige musste Unmengen an Fischöl trinken. Einem lebenden Aal musste er den Kopf abbeißen. Die Mitglieder der Verbindung müssen sich vor Gericht daher auch wegen des Verstoßes gegen das Tierschutzrecht verantworten.

Der Gesundheitszustand des jungen Mannes verschlechterte sich zunehmend. Am Abend des zweiten Tages wurde er bewusstlos und unterkühlt ins Krankenhaus gebracht. Am 7. Dezember 2018 starb er an den Folgen der Tortur – mehrere Organe hatten versagt.