Tübingen · Versorgung

Stromkunden zahlen vom 1. Januar an mehr

Die Stadtwerke Tübingen erhöhen die Strompreise zum neuen Jahr um 4 bis 6 Prozent. Die Gaspreise bleiben stabil.

12.11.2019

Von Eike Freese

Symbolbild: Ulrich Metz

Symbolbild: Ulrich Metz

Die Stadtwerke Tübingen (SWT) werden in allen Tarifen die Preise für Strom vom kommenden Januar an erhöhen. Je nach Vertrag und Verbrauch liegen die Mehrkosten für den Verbraucher zwischen 4,1 und 6 Prozent. Ein Tübinger Durchschnitts-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 2500 Kilowattstunden etwa würde damit beim verbreiteten SWT-Tarif „TüStrom Basis“ 36 Euro im Jahr mehr bezahlen müssen.

Wie auch schon in den Vorjahren geben die Stadtwerke vor allem externe Faktoren für die Preissteigerung beim Strom an: „Über 70 Prozent des Preises werden von Entwicklungen bestimmt, auf die wir gar keinen Einfluss haben“, so SWT-Bereichsleiter Kunden Thomas Deyerberg gegenüber dem TAGBLATT.

Er nennt vor allem drei Faktoren für den Anstieg: Die EEG-Umlage etwa sei zuletzt um knapp einen halben Cent pro Kilowattstunde gestiegen. Auch die Beschaffungskosten für Strom und die Netznutzungs-Entgelte vor allem über die vier Übertragungs-Netz-Betreiber in Deutschland hätten sich für die SWT erhöht. Die Stadtwerke, so Deyerberg, gäben diese externen Steigerungen nun an den Kunden vornehmlich über den so genannten Arbeitspreis weiter, der Grundpreis bleibe meist stabil.

Demgegenüber habe sich im Erdgas-Sektor für die Stadtwerke kaum nennenswert etwas verändert, so Deyerberg. Die Preise bleiben nächstes Jahr dementsprechend unverändert. Die Preise für Wärme hingegen würden bei den SWT zwischen 2,6 und 2,7 Prozent steigen: Sie orientierten sich unter anderem an maßgeblichen Indices des Statistischen Bundesamts.

Deyerberg verweist auf einen nach wie vor recht hohen Preisdruck im Strommarkt, dem sich auch die Stadtwerke stellen würden: „Deshalb ist klar, dass wir hier nicht willkürlich erhöhen.“ Die Marge für Standardwaren wie Strom sei traditionell niedrig. Auf den Gesamtpreis gerechnet bliebe einem Stromunternehmen wie den Stadtwerken nach Abzug von Abgaben, Entgelten und Beschaffungskosten gerade noch rund 10 Prozent für Betrieb und Gewinn. Dass sich der Strompreis durch die angegebenen Faktoren bundesweit von Jahr zu Jahr erhöhe, sei seit Jahrzehnten Trend und werde sich wahrscheinlich fortsetzen, so Deyerberg: „Auf fallende Energiepreise würde ich persönlich nirgendwo setzen.“

Unterdessen hat sich der Anteil Erneuerbarer Energie (EE) im sogenannten Strommix der Stadtwerke auf mittlerweile 73,9 Prozent erhöht. Im Vorjahr lag der Anteil noch bei 70,6 Prozent. Die Stadtwerke werten das als erfolgreiche Umsetzung dieses Teils ihrer Unternehmensphilosophie, so Deyerberg, der darauf verweist, dass der Anteil von Öko-Strom im Bundesschnitt bei gerade einmal gut 38 Prozent liegt.

Bis 2025 wollen die Stadtwerke 75 Prozent erreicht haben, OB und Aufsichtsratschef Boris Palmer hatte zuletzt die 100-Prozent-Marke als Ziel bis 2030 ausgegeben.

Dass mehr als zwei Drittel des SWT-Stroms aus EE-Quellen stammt, sagt indes noch nichts über die Zahl der Tübinger Ökostrom-Kunden aus. Diese Quote liegt mit aktuell rund 13 300 (bei insgesamt rund 80 000 Stromkunden) deutlich niedriger, die Tendenz aber ist steigend: Noch vor fünf Jahren gab es in Tübingen rund 11 200 Ökostrom-Kunden.

Diese Zahl sei in einem Stadt-Klima wie in Tübingen sicher ausbaufähig, sagt SWT-Abteilungsleiter Vertrieb Sebastian Rudischer: In der Gesamtrechnung sei der preisliche Unterschied zwischen grünem und grauem Strom für Privathaushalte kaum noch nennenswert, bei den SWT betrage der Aufschlag einen Cent.

Vor allem gewerbliche Kunden rechneten indes noch immer mit spitzem Bleistift, „bis auf die dritte Nachkommastelle“, so Rudischer. Langfristig, glaubt er, werde sich der Trend zum grünen Strom aber weiter verstetigen. „Und für den, der unbedingt den Atomstrom aus der Ukraine will, sind wir auch jetzt schon der falsche Versorger“, so Rudischer.

Wie setzt sich der Strompreis zusammen?

Beim Strompreis liegt ein nicht unerheblicher Teil nicht in der Hand der unmittelbaren Versorger, sondern wird von Außen bestimmt. So sind über die Hälfte des aktuellen Preises etwa durch Steuern, Abgaben und Umlagen vorgegeben: Dazu gehören Umsatz- und Stromsteuer, Konzessionsabgaben, EEG-Umlage und viele weitere. Ein weiteres Viertel wird durch die Netzentgelte bestimmt, die ebenfalls fix sind. Knapp ein Fünftel des Strompreises liegt überhaupt in der Einflusssphäre der Stadtwerke und besteht aus den wesentlichen Faktoren Strombeschaffung, Vertrieb und Gewinn für den Betreiber.

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Erstellt:
12.11.2019, 06:14 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 02sec
zuletzt aktualisiert: 12.11.2019, 06:14 Uhr

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