Corona

Stolperstart für den europäischen Impfnachweis

Zum Einsatzbeginn des digitalen Zertifikats gibt es Klagen über technische Probleme und mangelnde Vorbereitung.

01.07.2021

Von CHRISTIAN KERL

Abheben trotz Covid? Das wird nicht so einfach wie von der EU geplant. Foto: Alejandro Martínez Vélez/Europa Press/dpa

Abheben trotz Covid? Das wird nicht so einfach wie von der EU geplant. Foto: Alejandro Martínez Vélez/Europa Press/dpa

Brüssel. Es sollte der Startschuss für unkomplizierte Sommerferien in Europa werden: An diesem Donnerstag geht der europaweite Corona-Impfpass offiziell an den Start. Die nationalen, digitalen Impfzertifikate, wie sie jetzt auch in Deutschland ausgegeben werden, können dann theoretisch überall in der EU eingesetzt und überprüft werden. Im Idealfall lässt sich mit dem QR-Code auf dem Smartphone schnell und unkompliziert der Impfschutz nachweisen – bei Grenzkontrollen, im Hotel oder beim Eintritt ins Museum. Belegt würde auch ein negativer Corona-Test oder eine überstandene Infektion. Auch in Erwartung solcher Vorteile haben sich nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums bereits 37,5 Millionen Bürger in Deutschland das nationale Zertifikat ausstellen lassen.

Enttäuschung droht. Was das Zertifikat außerhalb des eigenen Landes wirklich bringen wird, ist noch offen. Neue Reisebeschränkungen wegen der Delta-Variante gefährden das gesamte Vorhaben. Nicht alle EU-Länder sind schon am Start, Schweden, Zypern, Ungarn, Irland, Malta und Rumänien brauchen noch Zeit.

Flughäfen schlagen Alarm

Die Vizepräsidentin des EU-Parlaments, Nicola Beer (FDP), klagt: „Es herrscht Chaos in den Mitgliedsstaaten und bei nationalen Behörden mit Blick auf die praktische Umsetzung, von europaweiter Anerkennung ist keine Spur.“ Und es gibt offenbar technische Probleme. Die europäischen Airlines und Flughafenbetreiber schlagen Alarm, ihr europäischer Dachverband warnt vor „großen Betriebsrisiken“ und sieht ein Riesen-Chaos mit langen, riskanten Warteschlangen an den Flughäfen voraus: Die Bearbeitungszeiten beim Check-In könnten sich auf zwölf Minuten pro Person verfünffachen, wenn künftig das digitale Zertifikat geprüft werden müsse, warnt der Dachverband in einem Brandbrief an die EU-Kommission und die Regierungschefs der 27 EU-Staaten. Die absehbaren Probleme drohten, den gesamten Neustart von Flugreisen in diesem Sommer zu untergraben.

Dieser Neustart ist ohnehin gefährdet. Die Ausbreitung der Delta-Variante von Covid-19 überschattet alle hoffnungsvollen Pläne für die Sommersaison. Deutschland hat schon Portugal, Großbritannien genauso wie Russland und Indien als Virusvariantengebiete eingestuft und schärfste Reisebeschränkungen verhängt. Das strenge Vorgehen der Bundesregierung ist wohl nur ein Vorgeschmack auf die weitere Entwicklung: Die Delta-Variante von Covid-19 wird sich über den Sommer auf dem Kontinent ausbreiten. Dem deutschen Beispiel dürften bald weitere Mitgliedstaaten folgen, was den Wert des europäischen Impfpasses schmälern wird. Denn der Pass sollte zwar den Urlaub in Europa erleichtern, mit verlässlichen Reise-Garantien ist er aber nicht verbunden. Entsprechende Versuche in Brüssel waren am Veto der EU-Staaten gescheitert. Jedes Land legt selbst fest, welche Rechte an den Impfnachweis geknüpft sind. Christian Kerl

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Erstellt:
01.07.2021, 06:25 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 14sec
zuletzt aktualisiert: 01.07.2021, 06:25 Uhr

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