Tübingen

Stimmt noch heute

Zur Abwägung zwischen der Regionalstadtbahn und Bussen äußerte sich Grünen-Stadtrat Jonas Kübler in seinem Leserbrief vom 17. September („Nicht blenden lassen“).

22.09.2020

Von Ernst Gumrich, Tübingen

Jonas Kübler muss Studien ganz lesen, bevor er sie im Leserbrief als veraltet abwertet. Die von der „Bürgerinitiative NEIN zur Stadtbahn“ zitierte und verlinkte Untersuchung des Bundesumweltamts kann er nicht studiert haben.

Sie klärt auf 240 Seiten die CO2-Belastung aller Verkehrsmittelarten und schaut dabei nicht nur auf die Auswirkungen im Fahrbetrieb. Für eine vollständige Bewertung muss man einrechnen, welche Umweltbelastung durch den Bau und den Betrieb der Infrastruktur sowie den Bau und Betrieb der Fahrzeuge entsteht. Dieser CO2-Fußabdruck aller fünf Faktoren lässt sich auf Personentransport-Kilometer umrechnen: Wie viel CO2 verursacht ein Passagierkilometer mit den einzelnen Transportmitteln?

Und da schneiden die alten Dieselbusse etwa 25 Prozent besser ab als die Stadtbahn, wenn mit hohem CO2-Aufwand deren Gleise und Infrastruktur neu gebaut und erhalten werden müssen. Herr Kübler zitiert ganz neue Zahlen des Umweltamtes nur für den Fahrbetrieb, also nur einen einzigen der fünf Faktoren. Die minimale Aktualisierung der Zahlen hat an den Aussagen der großen Studie wirklich gar nichts geändert.

Fazit: Die zitierte Studie kann und sollte jeder nachlesen. Sie stimmt noch heute. In Zukunft wird sich der ökologische Vorteil der Busse nochmals radikal verbessern, wenn sie mit regenerativem Strom oder Wasserstoff statt wie heute mit Diesel fahren. Wann wird das der Fall sein? Nach dem Tübinger Klimakonzept spätestens 2030. Da würde auch die erste Stadtbahn durch Tübingen rollen.