Tübingen · Großereignis

Stocherkahnrennen: Der Nicaria-Kahn siegt

Wie jedes Jahr an Fronleichnam haben sich auch heute wieder Tausende Zuschauer an der Neckarinsel versammelt, um das Tübinger Stocherkahnrennen zu verfolgen.

20.06.2019

Von job/hz

Die nach städtischen Angaben rund 20.000 Zuschauer erlebten ein spannendes Rennen: 53 Stocherkähne waren angemeldet. Die Mannschaften aus jeweils acht Personen kämpften um den Sieg und den damit verbundenen Preis, ein Spanferkel und ein 50-Liter-Fass Bier. Am Ende setzte sich der Kahn der „Nicaria“ durch.

Eigentliche Verlierer kentern eigenen Kahn

Spannend war aber auch, wer den letzten Platz belegt. Denn am Ende rufen den Verlieren besser platzierte Stocherer und Zuschauer gemeinsam zu: „Wir trinken Bier! Was trinkt ihr?!“ Die bedauernswerte Verlierer-Besatzung, in diesem Jahr die AV Guestfalia, musste pro Kopf einen halben Liter Lebertran trinken.

Dabei hatten sie gar nicht ganz am Ende des Felds gelegen: Eigentlich hätte die Mannschaft der „L! Ghibelinia“ verloren: Doch das Team ließ den eigenen Kahn kurz vor dem Ziel mit Absicht kentern, um das Rennen im kommenden Jahr nicht ausrichten zu müssen. Das ist nämlich Aufgabe der Letztplatzierten. So wurden sie per Selbstversenkung disqualifiziert – und mussten zur Strafe ebenfalls jeder ein (kleineres) Glas Tran leeren.

Um 13 Uhr hatte vor dem Rennen der Kostümwettbewerb begonnen: Viele Kahnbesatzungen verkleideten sich und verwandelten ihren schwimmenden Untersätze in karnevaleske Motto-Kähne, gerne mit lokalem Bezug. Dann fuhren sie damit von der Eberhardsbrücke langsam Richtung Start. Wieder gewannen die Serien-Kostümpreis-Abräumer der Geowissenschaften, diesmal im Simpsons-Outfit.

Das Rennen beginnt traditionell an der Fußgängerbrücke zwischen der Ernst-Bloch-Straße und den Sportplätzen der Paul-Horn-Arena, dem Neckarsteg. Die Kähne fahren zunächst mit der Strömung an der Insel entlang flussabwärts. An der Neckarbrücke müssen sie zweimal durchs sogenannte Nadelöhr, einer engen Stelle zwischen Insel und Eberhardsbrücke. Nach dem ersten Mal müssen sie den zentralen Brückenpfeiler gegen den Uhrzeigersinn umrunden und dürfen sich erst nach der zweiten Durchquerung auf der Südseite der Insel wieder Richtung Ziel aufmachen. Das klappte in diesem Jahr besonders schlecht: Viele Kähne verkeilten sich scheinbar hoffnungslos und blockierten so den Weg. Nach etwa 25 Minuten Kampf gelang es aber auch den letzten, die Engstelle zum zweiten Mal hinter sich zu bringen.

Dann ging es gegen die Strömung. Wer als erstes durchs Nadelöhr kommt, verschafft sich einen klaren Vorteil. Wer als erstes mit dem dem Bug unter der Eisenbahnbrücke am Bügeleisen hindurch ist, hat gewonnen, in diesem Jahr eben die Nicaria. Auf die Verlierer wartet am Ende nicht nur das golden-schimmernde, fischig riechende Öl. Sie müssen auch im kommenden Jahr das Rennen ausrichten. Man darf gespannt sein, wie sich die AV Guestfalia dabei schlagen wird.