Starke Premiere der Azubi-Nacht

Lea Repp, 18, aus Oberstetten schlendert zwischen den 23 Ständen in der Alten Färberei in Reutlingen durch. Vor kurzem hat sie ihr Abi in Gammertingen gemacht, nun schaut sie sich um bei der ersten Ausbildungs-Nacht „Next Step“ einiger Südwest-Presse-Verlage, darunter auch das TAGBLATT. Repp hat genug von Schule und Lernen, nun will sie eine Ausbildung machen – am besten in einem Beruf mit Kundenkontakt. Ihre Mutter hat sie auf eine Anzeige für die Azubi-Nacht aufmerksam gemacht, nun schaut sie sich die Angebote an. Und hält es nicht für ausgeschlossen, tatsächlich mit einem Berufswunsch nach Hause zu gehen.

Der Beginn der Ausbildungs-Nacht um 15 Uhr verläuft noch schleppend. „Vielleicht ist die zeitliche Nähe zur Bildungsmesse ‚Binea‘ nicht hilfreich“, vermutet Kirstin Granzow von der Deutschen Angestellten-Akademie, die für den Erziehungsberuf wirbt. „Aber grundsätzlich ist die Idee für so einer Messe gut.“ Der Meinung ist auch Katharina Grauer von der Fachabteilung Kindertagesbetreuung der Stadtverwaltung Tübingen. „Wir haben Bedarf an jungen Leuten, die bei uns eine Ausbildung oder ein Freiwilliges Soziales Jahr machen.“ In der ersten Stunde von „Next Step“ haben sie und ihr Team immerhin schon 20 Kontakte mit interessierten Jugendlichen gehabt.

Mittlerweile strömen junge Leute, die häufig auch mit ihren Eltern kommen, in die Alte Färberei. 23 Aussteller von Industrie und Handwerk über soziale Berufe bis Handel sind vertreten. „Ein ausgewogenes Angebot“, erklärt Verkaufsleiter Timo Möck von den „Reutlinger Nachrichten“. Sollte die Resonanz sowie das Feedback der Aussteller am Abend stimmen, dann könnte diese Messe durchaus in Reutlingen etabliert werden, sagt Möck.

Ganz konkrete Anfragen

Das wäre ganz im Sinne von Optiker Christian Wittel. Er ist das erste Mal überhaupt auf einer Ausbildungsmesse vertreten, weil er sich vom intimeren Ambiente mit dezenter Musik im Hintergrund und Grillspezialitäten auf der Terrasse für sein kleines Unternehmen mehr verspricht als von großen Messen. Tatsächlich hat er kurz vor 17 Uhr schon zehn intensive Beratungsgespräche und sogar zwei konkrete Praktikumsanfragen hinter sich. Pro Jahr bietet Wittel eine Lehrstelle an – dafür will er die Auswahl haben. Für die Besetzung der Stelle braucht es im Schnitt fünf Leute, die ein einwöchiges Praktikum bei ihm machen.

Nebenan ist Starter-TV vertreten: 15 Firmen präsentieren sich derzeit auf dieser Plattform, die auf der eigenen Internet-Seite, auf Youtube oder Facebook angeschaut werden kann. Bei Starter-TV, das vor zwei Jahren gegründet worden ist, stellen Auszubildende in professionell gedrehten Filmen ihre Unternehmen und ihre Jobs vor. Bei der Azubi-Nacht bieten Oliver Frate und Eva Schneider einen besonderen Service: Jugendliche können sich ablichten lassen und die Fotos gleich mitnehmen. „Viele sind überrascht, dass sie das kostenlos bekommen“, sagt Frate.

Attraktiv ist auch der Miniatur-Bagger der Baufirma Brodbeck aus Metzingen: Mit dem können kleine Fußbälle von einer Ecke in die andere geschaufelt werden. „Vor allem für Jungs ist das immer ein Highlight“, freut sich Julia Bach, Junior-Personalreferentin bei Brodbeck. „Wir würden schon noch ein paar Azubis nehmen“, sagt ihre Chefin Katrin Rauscher. Bis zu 15 junge Leute werden bei der Baufirma ausgebildet, auch im kaufmännischen Bereich. Derzeit sind acht Stellen nicht besetzt.

„Das schreit nach mehr!“

Lange bevor die fünfstündige Messe zu Ende ist, kann Optiker Wittel schon ein zufriedenes Fazit ziehen: Ihm hat die Azubi-Nacht viel gebracht bei der Suche nach Nachwuchs für sein Unternehmen. „Das schreit jedenfalls nach mehr!“, sagt Wittel.