Nachruf

Prinz Philip: Stärke und Stütze der Queen

Zeit seines Lebens musste sich Prinz Philip dem Protokoll entsprechend zwei Schritte hinter seiner Frau halten. Jetzt ist er der Königin das erste Mal vorausgegangen.

10.04.2021

Von HENDRIK BEBBER

Charmant bis ins hohe Alter, hier mit 95 Jahren. Foto: YUI MOK

Charmant bis ins hohe Alter, hier mit 95 Jahren. Foto: YUI MOK

In tiefem Schmerz hat Ihre Majestät die Königin den Tod ihres geliebten Mannes seiner Königlichen Hoheit Prinz Philip, Herzog von Edinburgh verkündet“, teilte der Palast mit. Die Queen verlor den Mann, der über 70 Jahre „der Stab und die Stütze meines Lebens war“. Das letzte Foto zeigte Prinz Philip schwer angegriffen beim Verlassen des Londoner Krankenhauses, in dem der 99-Jährige wegen Herzbeschwerden behandelt wurde. Am Freitag starb der Herzog auf Schloss Windsor. Die letzten Jahre seines langen Lebens brachten einige Schicksalsschläge. Nach einem selbstverschuldeten Autounfall verzichtete er freiwillig auf seinen Führerschein.

Die Skandale um seinen Sohn Prinz Andrew sowie seinen Enkel Prinz Harry und dessen Frau Meghan, die die königliche Familie Knall auf Fall verließen, überschatteten seinen Ruhestand, in den er sich 2017 endlich zurückgezogen hatte.

Menschenmassen hatten an jenem nasskalten Novembertag 1947 das frisch vermählte Paar bejubelt, als es vom Balkon des Buckingham-Palastes winkte. Die glanzvolle Hochzeit war eine willkommene Abwechslung in den grauen Nachkriegsjahren .

Es war keine arrangierte dynastische Verbindung, sondern eine echte Liebesheirat, die noch dazu den Vorteil bot, dass der Bräutigam im Überfluss blaues Blut hatte. Er war immerhin Prinz von Griechenland und Dänemark und stammte väterlicherseits aus dem Hause Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, und seine Mutter Alice kam aus dem ebenfalls deutschen Geschlecht Battenberg.

Wie sehr die Königin ihren Mann schätzt, bewies ein für sie seltener Gefühlsausbruch bei dem Festmahl zur Goldenen Hochzeit. „Ich weiß, er mag keine Komplimente. Aber er war und ist der große Halt und die große Stütze meines Lebens“, sagte sie mit einem liebevollen Blick auf den wie üblich ironisch lächelnden Herzog von Edinburgh.

Gerüchte um Affären

Dieser nannte einmal ihre im „Übermaß vorhandene Toleranz“ als den Zement der langen und glücklichen Ehe. Diese Bemerkung nährte wieder die Gerüchte über Affären, die Philipp mit Revuetänzerinnen unterhalten haben soll. Der Herzog von Edinburgh meinte auf eine diesbezügliche Frage eines Journalisten trocken: „Wie wäre das nur möglich gewesen. Ich werde seit meiner Heirat rund um die Uhr von einem Polizisten begleitet.“

Vermutungen über Ausschweifungen in seinem Privatleben werden in den Biografien nach seinem Tod sicherlich ebenso wieder auftauchen wie die zahlreichen „politisch inkorrekten“ Bemerkungen, mit denen Prinz Philip ständig ins Fettnäpfchen getreten war. Schottische Fahrlehrer fragte er, „wie halten Sie Ihre Schüler vom Saufen ab?“ Und englischen Studenten riet er bei einem Besuch in China besser abzureisen, „bevor ihr alle Schlitzaugen bekommt“.

Doch den Briten bleibt der „Eiserne Herzog“ wegen seines Einsatzes für fast ein halbes Tausend karitativer Organisationen und für die vielen öffentlichen Auftritte in Erinnerung, bei denen er selbst im hohen Alter eine untadelige Figur abgab. Mit der Queen formte er das „Power Paar“ an der Spitze des Königreichs, wie Prinzessin Eugenie ihren Großvater lobte, der auch die „Kraftquelle der Familie“ war. Prinz Philip hasste zeitlebens persönlichen Rummel und Aufheben um seine Person – und so wird sich wohl ein letzter Wunsch erfüllen, dass ihm dies schon wegen der Corona-bedingten Einschränkungen bei seiner Beerdigung erspart bleibt. Es wird wohl nicht zu einem großen Staatsbegräbnis kommen, sondern eher zu einer intimeren „königlichen Beisetzung“ im kleineren Kreise.

Fahnen auf halbmast

Doch in jedem Fall wehen die Fahnen nun auf halbmast im Gedenken an den Außenseiter der zum langlebigsten Prinzgemahl in der Geschichte der britischen Monarchie wurde.

Prinz Philip begann sein königliches Leben wegen seiner Familienwurzeln als „Hunne“ und der „Grieche“ und starb als der „Eiserne Herzog“ – ein britisches Symbol von untadeliger Pflichterfüllung und patriotischer Hingabe.

Legendär für seinen Humor. Der Herzog riss gerne Witze. Foto: Jörg Carstensen

Legendär für seinen Humor. Der Herzog riss gerne Witze. Foto: Jörg Carstensen

Zum Artikel

Erstellt:
10.04.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 49sec
zuletzt aktualisiert: 10.04.2021, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Sie möchten diesen Inhalt nutzen? Bitte beachten Sie unsere Hinweise zur Lizenzierung.

Push aufs Handy

Die wichtigsten Nachrichten direkt aufs Smartphone: Installieren Sie die Tagblatt-App für iOS oder für Android und erhalten Sie Push-Meldungen über die wichtigsten Ereignisse und interessantesten Themen aus der Region Tübingen.

Newsletter


In Ihrem Benutzerprofil können Sie Ihre abonnierten Newsletter verwalten. Dazu müssen Sie jedoch registriert und angemeldet sein. Für alle Tagblatt-Newsletter können Sie sich aber bei tagblatt.de/newsletter auch ohne Registrierung anmelden.
Das Tagblatt in den Sozialen Netzen
    
Faceboook      Instagram      Twitter      Facebook Sport
Newsletter Recht und Unrecht
Sie interessieren sich für Berichte aus den Gerichten, für die Arbeit der Ermittler und dafür, was erlaubt und was verboten ist? Dann abonnieren Sie gratis unseren Newsletter Recht und Unrecht!