Eröffnung der Chocolart: Stadtschokolade und süße Kunst

Gut für Handel & Gaumen: Das 13. Internationale Schokoladenfestival lockt Touristen nach Tübingen

Eine Palette voller Schokolade lagert in der Garage von Hans-Peter Schwarz. 5000 Tafeln. „Die sollen alle am Sonntag verkauft sein“, hofft der Geschäftsführer der Chocolart.

04.12.2018

Von Lisa Maria Sporrer

Bei Nieselregen wurde am Dienstagmittag das Internationale Schokoladenfestival auf dem Tübinger Marktplatz von Oberbürgermeister Boris Palmer und Jörg Romanowski eröffnet. „Das wievielte?“, fragte Romanowski, Vorsitzender des Handel- und Gewerbevereins, in die Runde. Für die Antwort „Dreizehnte“ bekam eine Frau die erste der 5000 Tafeln Schokolade geschenkt, die „Tübinger Stadtschokolade“.

Auf Initiative der Firma „Tübingen Erleben“, die die Chocolart organisiert, wurden im Oktober über 50 Schüler der Geschwister-Scholl-Schule zu Klima-Botschaftern ausgebildet. Sie verkaufen auf der Chocolart nun die fair hergestellte Stadtschokolade. „Und für jede Schokolade werden zwei Bäume in Ecuador gepflanzt“, sagte der 12-jährige Till Vogel. „Das finde ich gut. Denn durch neue Bäume geht das klimaschädliche CO2 ein bisschen aus der Luft weg“, sagte er. Ein Drittel der Stände handeln bereits mit fair zertifizierter Schokolade, sagte Palmer, der weiße Schokolade bevorzugt. „Wir wollen hier auf der Chocolart ein hochwertiges Image und dazu gehört eben auch bio und fair“, so Palmer.

Rund 100 Chocolatiers aus aller Welt bieten bis Sonntag ihre Schoko-Kreationen in der Altstadt an: von Pralinen über figürliche Darstellungen bis hin zu Kunstwerken. Marlene Hillerich, Konditorin im dritten Lehrjahr, fertigte im ChocolateRoom, der Schauwerkstatt auf dem Marktplatz, einen Tisch aus Schokolade an, gedeckt mit einem Adventskranz, ebenfalls aus reiner Schokolade. Die von den Konditorenlehrlingen erschaffene Kunst kann im Foyer des Rathauses am Freitag und Samstag bestaunt und bewertet werden.

Ebenfalls auf dem Marktplatz finden sich an dem Stand der Confiserie von Jochen Müller schokoladige Matroschkas, die eiförmigen russischen Puppen, die üblicherweise aus Holz gefertigt werden. Nicht weit vom Marktplatz entfernt, in der Kirchgasse, malte Dorte Schetter das Gesicht eines Schaustellers mit Kakao an, und in der „italienischen Gasse“, der Hafengasse, bieten gleich mehrere Stände Schokoladenfiguren in Form von Super Mario oder den „Minions“ an.

„Es gibt so viel hier zu sehen und vor allem zu probieren“, sagte Maike Schlierl, die seit Beginn jedes Jahr über die Chocolart schlendert. „Aber mittlerweile komme ich immer zur Eröffnung. Am Wochenende kommt man hier nämlich schier nicht mehr durch.“ Nach 13 Jahren ist das Tübinger Schokoladenfestival noch immer das einzige seiner Art. „Es hat zwar einige Nachahmer gefunden, aber die waren nicht von Dauer“, sagt Schwarz, der schon jetzt in den Planungen für die nächste Chocolart steckt. Gute Chocolartiers aus so vielen Ländern in der Vorweihnachtszeit nach Tübingen zu holen, sei nicht so einfach. „Das Weihnachtsgeschäft ist für viele Konditoren die wichtigste Zeit“, so Schwarz.

Für Tübingen aber bedeutet die Chocolart nicht nur eine Woche voller süßer Köstlichkeiten. „Es geht dabei besonders um den Handel“, sagt Palmer. Denn mehr als ein Drittel des Innenstadtumsatzes bei den Händlern würden Touristen machen. Und die Chocolart locke mittlerweile Besucher aus ganz Europa an.

Tassen-Mitnahme erwünscht

Von Gewinn könne keine Rede sein, sagt Hans-Peter Schwarz. Rund 300000 Euro kostet die Chocolart jedes Jahr. Bei einer Standmiete von 75 Euro pro Quadratmeter komme nur ein Bruchteil der Ausgaben wieder rein. Es seien so viele Posten, für die das Geld ausgegeben werde, zählt Schwarz auf: Zehn Security-Leute, die Illuminationen an den Fassaden, Werbung und schließlich das Material, Zelte und Zubehör. Eine der Chocolart-Tassen, in denen die Getränke ausgeschenkt werden, kostet im Einkauf zwei Euro. Wenn Besucher die Tasse behalten, für die sie drei Euro Pfand zahlen, verdienen die Organisatoren letztlich an jeder Tasse einen Euro. „Wir hoffen also, dass möglichst viele Leute sich die Tassen als Andenken mitnehmen“, sagt Schwarz.