Tübingen

Stadt lädt dazu ein

14.08.2018

Von Ina Müller, Tübingen

Es ist schön, wenn um mich rum das Leben pulsiert und gut gelaunte Menschen einen lauen Sommerabend genießen. Genau deswegen wollte ich ja in der Stadt wohnen.

Aber was hat dieser Gröl-und-Kreisch-Terror („heeey Mann / Bitch fuck“) mit Lebensfreude zu tun? Besteht Feiern aus Bierflaschenzerdeppern und Dosenkicken? Das ist nicht „halt mal ein bisschen lauter“, das ist akustische Körperverletzung.

Und das betrifft ebenso die Weststadt: Wenn ich nachts um halb zwei darum bitte, die Randale um die Gemeinschaftsschule West zu beenden, krieg ich als Antwort „Fick dich ins Knie, du Schlampe, das hier ist unsere Schule“ oder werde als Nazi beschimpft. Liebe Schüler, ich habe da schon gewohnt, als die Schule noch gar nicht existiert hat – ist das dann nicht auch meine Heimat und nicht nur eure Schule? Und fragt eure Lehrer noch mal nach den Nazis.

Polizei rufen ist nutzlos. Wozu also die scheinheilige Frage, wie es auf dem Gelände der GMS West zu sexuellen Übergriffen kommen konnte oder wer die Fensterscheiben eingeschlagen hat? Die Stadt lädt doch dazu ein.

Ich war früher auch viele Abende „uff dr Gass“, aber das ging auch ohne Gebrüll und Zerstörung. Zum Spaß haben müssen (Freiluft-)Partys nämlich gar nicht extra laut sein. Echt??? Ja, echt, das geht wirklich!

Was die Behörden hilflos umschreiben als „geändertes Freizeitverhalten der Jugend“ steht im Klartext einfach für Narzissmus und völlige Rücksichtslosigkeit. Auf gut Deutsch: koin Anschtand em Ranza.