Lecker, gesund und günstig

Stadt Tübingen beschließt Kriterien für die Ausschreibung von Schulessen

Schulessen sollen alles: den Kindern und Jugendlichen schmecken, gesund sein, Lebensmittel aus der Region enthalten und dennoch für jeden Geldbeutel bezahlbar sein. Der Tübinger Gemeinderat hat daraus jetzt ein Menü der Ausschreibungsbedingungen zusammengestellt und ohne Gegenstimme beschlossen.

17.02.2016

Von Gernot Stegert

Essensausgabe in der Mensa der Ganztagesschule am Hechinger Eck. Die Schulessen sollen in Tübingen gut und günstig sein. Archivbild: Sommer

Essensausgabe in der Mensa der Ganztagesschule am Hechinger Eck. Die Schulessen sollen in Tübingen gut und günstig sein. Archivbild: Sommer

Tübingen. Je mehr Nachmittagsunterricht, desto wichtiger werden die Schulessen. Nach fünf Jahren schreibt die Stadt jetzt die Verpflegung von 1500 Schülerinnen und Schülern an 15 Grundschulen und von 500 Schülerinnen und Schülern an sechs weiterführenden Schulen neu aus. Nach Gesprächen mit den Schulleitungen, einem Workshop mit Eltern und Fraktionsvertretern sowie einer sogenannten Nutzerkonferenz hat die Stadtverwaltung dem Gemeinderat jetzt ein Konzept für die Ausschreibungsbedingungen vorlegt, gleichsam eine eierlegende Wollmilchsau aufgetischt. Die zentralen Kriterien sind:

Die Essen werden nach dem Cook & chill-Prinzip hergestellt. Das heißt: Speisen werden in der Küche des Caterers zu 80 Prozent gegart und schnell heruntergekühlt, aber nicht tiefgefroren. Durch das Fertiggaren in der Schule soll das Essen frischer sein als warm angeliefertes. Dennoch ist die zeitliche Entkopplung von Kochen und Liefern möglich. Mit diesem Verfahren liegt alle Verantwortung in der Hand des Caterers: vom Kochen bis zum Spülen des Geschirrs. Ausnahmen gibt es in einigen Grundschulen, wo die räumliche Verhältnisse zu beengt sind.

Der Speiseplan richtet sich nach dem Qualitätsstandard der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Er hat abwechslungsreich, ausgewogen und gesund zu sein.

Zehn Prozent der Lebensmittel sollen aus biologischem Anbau stammen.

Ohne Zahlenvorgabe ist der Wunsch genannt, Lebensmittel aus der Region zu verwenden, um Fahrtwege kurz zu halten.

Ethnische und religiöse Aspekte – wie der Verzicht auf Schweinefleisch – sollen beachtet werden. Unabhängig davon sollen vegetarische Alternativen angeboten werden.

Die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung ist erwünscht, die SPD drängte darauf. Sie lässt sich laut Verwaltung rechtlich aber nicht festschreiben. Allerhöchstens eine Quote von fünf Prozent der Beschäftigten sei möglich, so der Zuständige Holger Chemnitz. Das wäre aber nur einer von 20 Beschäftigten. So viel würden in keiner Schulmensa tätig. Die Regelung würde also nicht greifen.

Die Schulessen sollen zugleich günstig sein, damit keine Schülerinnen und Schüler wegen des Preises ausgeschlossen werden.

Die Stadträtinnen und Stadträte waren sich über die Bedeutung der Qualität einig. Sonst würden die Schulessen nicht genutzt. Sie diskutierten aber, in welchem Verhältnis Qualität und Preis gewichtet werden sollen. Die Verwaltung schlug ein Verhältnis von 70:30 vor. „In dem Workshop hat die Essensqualität eine große Rolle gespielt“, erinnerte die zuständige Bürgermeisterin Christine Arbogast. Doch die Mehrheit im Gemeinderat wollte dem sozialen Aspekt mehr Gewicht verleihen. Der Antrag der Linken auf ein Verhältnis von 50:50 in den Grundschulen scheiterte, obgleich auch AL/Grüne zustimmten. Die klare Mehrheit erhielt der SPD-Antrag auf 60:40.

Mit dem Grundsatzbeschluss über die Gewichtung der Kriterien schreibt die Verwaltung nun die Schulessen europaweit – wie vorgeschrieben – aus. Dies geschieht nicht für alle Schulen gemeinsam, sondern nach Losen. In der Regel ist eine Schule ein Los. Bis Mitte April sollen die Angebote eingegangen sein. Dann sollen die jeweils sechs günstigsten Anbieter zu einem Probeessen auftischen. Die Qualität testen Vertreter von Eltern, Schulen und Verwaltung. Bis Pfingsten soll laut Chemnitz eine Entscheidung fallen, damit die Essen für das Schuljahr 2016/17 gesichert sind.

Die Grundschulen in den Tübinger Teilorten

Für Irritationen sorgte in der Gemeinderatssitzung die Rolle der Schulen in den Tübinger Teilorten.

Einige Ortsvorsteher vermissten ihre Beteiligung im Vorfeld und fürchteten um bewährte Verpflegungsmodelle durch Metzger aus dem Ort. So in Unterjesingen. Ortsvorsteher Michael Rak sagte besorgt: „Ich bin davon ausgegangen, dass alles bleibt, wie es ist.“ Der Hinweis auf die rechtlich vorgeschriebene Ausschreibung verunsicherte ihn und andere Ortsvorsteher. Holger Chemnitz, stellvertretender Leiter des Fachbereichs für Familie, Schule, Sport und Soziales, beruhigte: „Der örtliche Metzger kann an der Ausschreibung teilnehmen.“ Er muss sich nicht für mehrere Schulen bewerben, wie Chemnitz auf TAGBLATT-Nachfrage sagte. Denn bei den Grundschulen in den Teilorten gelte: Eine Schule ist ein Los. Eine Sonderrolle nimmt Hagelloch ein. Da dort ein Förderverein Träger der Essensversorgung ist, muss diese nicht ausgeschrieben werden.

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Erstellt:
17.02.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 56sec
zuletzt aktualisiert: 17.02.2016, 01:00 Uhr

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