Vergewaltigungsfall bei der Tübinger Hepper-Halle: Vier junge Männer angeklagt
Staatsanwaltschaft geht von gemeinsamer Tat aus
Die Staatsanwaltschaft Tübingen hat bei der Großen Jugendkammer des Landgerichts gegen einen 19-Jährigen, zwei 20-Jährige und einen mittlerweile 23-Jährigen Anklage erhoben: Sie sollen im März gemeinsam eine 24-Jährige vergewaltigt haben.
Tübingen. Am 28. März hatten die die Männer die „Project-X-Party“ in der Tübinger Hermann-Hepper-Halle besucht. Dort lernten laut Anklage zwei von ihnen im Raucherbereich eine 24-Jährige kennen. Sie war erkennbar betrunken. Dann sollen die Männer sie unter einem Vorwand aufs Gelände der Albert-Schweitzer-Realschule gelockt und dort gemeinsam mit zwei Komplizen vergewaltigt haben.
Der Fall löste bundesweit Entsetzen aus. In Tübingen demonstrierten über 200 Menschen in der Walpurgisnacht gegen sexuelle Gewalt. Die Polizei bildete eine Ermittlungsgruppe und suchte mit Hochdruck nach den Tätern. Dazu befragten die Beamten hunderte Partygäste.
Schon nach drei Wochen gab die Polizei dann einen schnellen Ermittlungserfolg bekannt: Den entscheidenden Hinweis hatte eine DNA-Spur vom Tatort gebracht. Sie ergab einen Treffer in der Datenbank des Landeskriminalamtes. Der führte die Polizei zu einem 20-Jährigen Dußlinger – und so zu den anderen drei Angeschuldigten.
Alle vier sitzen seit dem 22. April in Untersuchungshaft. Einschlägig vorbestraft sind sie nicht. Gegenüber den Ermittlern stritten sie die Vorwürfe ab: Entweder sagten sie aus, es sei zu keinem sexuellen Kontakt gekommen, oder aber, er sei nicht gegen den Willen der Frau geschehen.
In rechtlicher Hinsicht wertet die Staatsanwaltschaft Tübingen die Tat als gemeinschaftliche Vergewaltigung. Der Strafrahmen liegt bei Erwachsenen zwischen zwei und 15 Jahren Haft. Da drei der Männer zur Tatzeit zwischen 18 und 21 Jahre alt und damit Heranwachsende waren, wurde die Anklage bei der Großen Jugendkammer des Landgerichts erhoben. Die Richter entscheiden dann in der Hauptverhandlung, ob Jugend- oder Erwachsenenstrafrecht angewendet wird. Gegen drei weitere zunächst Tatverdächtige wurde das Ermittlungsverfahren eingestellt.
Keine heiße Spur hat die Polizei bislang im Fall der Vergewaltigung in der Wilhelmstraße. Dort hatte ein Mann Ende Mai eine 33-Jährige auf dem Parkplatz am Lothar-Meyer-Bau überfallen. Es gebe keinen Tatverdächtigen, die Ermittlungen aber liefen weiter, so die Polizei. job