FC Bayern

Sprung aus dem Schatten

Sven Ulreich hat nach dem Ausfall Manuel Neuers seine Chance genutzt. Für einen Tag kehrt der Torhüter jetzt zu seinem „Herzensklub“ VfB Stuttgart zurück, bei dem er es am Ende schwer hatte.

16.12.2017

Von WOLFGANG SCHEERER

Vor seinem 18. Bundesliga-Einsatz für Bundesliga-Tabellenführer Bayern München: Torhüter Sven Ulreich, der von 1998 bis 2015 für den VfB Stuttgart spielte. Foto: dpa

Vor seinem 18. Bundesliga-Einsatz für Bundesliga-Tabellenführer Bayern München: Torhüter Sven Ulreich, der von 1998 bis 2015 für den VfB Stuttgart spielte. Foto: dpa

Stuttgart. Als Sven Ulreich nicht viel mehr war, als der Schattenmann hinter Weltklasse-Torhüter Manuel Neuer, musste er einigen Spott ertragen: „Rente mit 26“ und „2,5 Millionen Euro im Jahr fürs Bankdrücken“ hieß es, als er 2015 während der sportlichen Dauerkrise den VfB verließ und zum FC Bayern nach München wechselte.

Der Job als Ersatztorwart ist fürstlich bezahlt, aber ausgefüllt hat er den gebürtigen Schorndorfer mit der Erfahrung von 176 Bundesligaspielen in Stuttgart eher nicht. Diesen Sommer, ein Jahr vor Vertragsablauf in München, liebäugelte Ulreich mit dem Abschied. Eine Bänderverletzung im rechten Ellenbogen verhinderte aber, dass er sich für andere Klubs wirklich interessant machen konnte – mangelnde Spielpraxis sicher ebenfalls.

Das ist heute komplett anders. Trainer Jupp Heynckes hat wohl auch deshalb gerade erst dringend empfohlen, den Vertrag mit dem 29-Jährigen zügig zu verlängern. Und das voll des Lobes: „Er hat ja eine riesige Entwicklung genommen und ist von Spiel zu Spiel immer besser geworden.“ Neuer-Vertreter ist Ulreich nicht mehr nur auf dem Papier. Er stand bereits in 17 Spielen im Kasten, während der Stammkeeper an Krücken geht und dem Herbstmeister nach seinem erneuten Fußbruch mit anschließender Operation weiter fehlt. Mit einem Comeback zum Rückrundenstart im Januar ist nicht zu rechnen.Für Sven Ulreich gibt es bereits heute (15.30 Uhr/Sky) eine Rückkehr: Mit Tabellenführer München gastiert er bei seinem „Herzensklub“, wie er den VfB immer noch nennt. Seit 1998 wurde er dort in der Jugendabteilung ausgebildet. Eine Saison lang war er in der zweiten Mannschaft aktiv, ehe 2007 der Sprung ins Profiteam gelang.

Nicht nach Ulreichs Geschmack war der Abschied. Unter Trainer Huub Stevens wurde er durch Thorsten Kirschbaum ersetzt, spielte dann wieder, entschied sich aber zum Weggang. Jetzt hat Ulreich dazu klargestellt: „Ich wollte gar nicht. Mir wurde von der damaligen sportlichen Führung schon früh recht deutlich kommunziert, dass man nicht mehr auf mich setzt.“ Der Sportvorstand hieß bekanntermaßen Robin Dutt. Ulreich blieb so zumindest der Abstieg 2016 erspart.

An einen Aufstieg innerhalb des FC Bayern war dennoch kaum zu glauben. Dann fiel Neuer aus. Der Start für Sven Ulreich war holprig. Beim 2:2 gegen den VfL Wolfsburg ließ er einen Fernschuss durchrutschen, beim desaströsen 0:3 in der Champions League gegen Paris Saint-Germain war er wie seine Teamkollegen weit von der Normalform entfernt. „Gerade als Torwart macht man einfach Fehler. Da muss man darüberstehen, muss aber natürlich auch analysieren und dann schnellstmöglich wieder abhaken“, sagt sich Ulreich. Nach dem gehaltenen Elfer beim 5:4 im DFB-Pokal gegen RB Leipzig lobte Manuel Neuer ihn als „Elfmeterkiller“ und „Titelbringer“. Und Heynckes sagte nach dem 3:1 im Top-Duell mit Dortmund anerkennend: „Der Sven hat uns im Spiel gehalten.“

Zwei Punktspiele Pause

Zuletzt hat er wegen Adduktorenproblemen zweimal pausiert, der sieben Jahre ältere Tom Starke kam in Frankfurt und gegen Köln zum Zug. Die Bayern gewannen jeweils 1:0. Rechtzeitig zum Südschlager heute ist Ulreich wieder fit – und wird als Profi alles versuchen, um ebenfalls „zu Null“ zu spielen. Ein Bayern-Erfolg würde für den VfB zum Hinrunden-Schluss die vierte Niederlage in Folge bedeuten. Egal, wie es endet: Mit Emotionen wird sich Sven Ulreich zurückhalten.

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Erstellt:
16.12.2017, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 40sec
zuletzt aktualisiert: 16.12.2017, 06:00 Uhr

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