Wieder Besichtigungen auf Hohentübingen

Rechnung aus dem Jahr 1549 beweist das Alter des Riesenfasses

Ein Mitarbeiter des Uni-Museums fand im Landesarchiv die Rechnung für das große Fass. Reicht es jetzt doch für den Guinessbuch-Eintrag?

14.11.2018

Von Angelika Bachmann

Das Riesenfass war ein beliebtes Postkartenmotiv. Karte: Gebr. Metz

Das Riesenfass war ein beliebtes Postkartenmotiv. Karte: Gebr. Metz

Der Probelauf im Januar und Februar dieses Jahres war außerordentlich erfolgreich: Täglich gab es vier Führungen mit bis zu 20 Leuten zum großen Weinfass im Keller von Schloss Hohentübingen. „Wie geschnitten Brot“ verkauften sich die Fasstickets, bilanzierte Ernst Seidl, Direktor des Museums der Universität Tübingen (MUT). Nach der dem Fledermaus-Schutz geschuldeten Sommerpause war Anfang November Wiedereröffnung des Fasskellers mit etwas reduzierter Schlagzahl (siehe Info) – dafür mit der Garantie, den Fasskeller künftig immer von November bis Mitte März öffnen zu können. Das ist auch mit den Fledermausschützern so besprochen. Sie haben den Probelauf begleitet und bestätigt, dass die geschützten Tiere nicht zu Schaden gekommen sind.

Zudem könnte es sein, dass es demnächst doch klappt mit der Aufnahme in das Guinnessbuch der Rekorde. MUT-Mitarbeiter Edgar Bierende hat im Stuttgarter Landesarchiv einen Eintrag zum großen Weinfass im Rechnungsbuch des Jahre 1549/50 gefunden. Dort ist vermerkt, dass ein gewisser Meister Simon Binder 389 Gulden für den Bau eines Fasses in Tübingen erhalten hat. Dieser Küfer hatte für Herzog Ulrich bereits 1548 ein Weinfass für den Hohenasperg hergestellt. Das ist aber nicht mehr erhalten und war vermutlich um einiges kleiner – es kostete auch nur 150 Gulden.

Stadtansichten Tübingens (wie diese von Braun/Hogenberg aus dem Jahr 1588) rücken häufig das große Fass in den Vordergrund. Bild: MUT

Stadtansichten Tübingens (wie diese von Braun/Hogenberg aus dem Jahr 1588) rücken häufig das große Fass in den Vordergrund. Bild: MUT

Mit dem Schriftstück aus dem Archiv will Tübingen belegen, dass auf dem Schloss zwar nicht das größte (das steht in Heidelberg) aber das älteste noch existierende Riesenweinfass steht. Eine Kopie hat die Tübinger Stadtverwaltung bei der Redaktion des Guinnessbuchs eingereicht. Die dendrochronologische Untersuchung des Fassholzes hatte deren Juroren nicht ausgereicht. Sie hatte ergeben, dass die Eichen für das Fass 1546 bis 1550 geschlagen wurden. Mit der Urkunde müsste das Alter des Fasses jetzt hoffentlich ausreichend belegt sein, sagt Kulturamtsleiterin Dagmar Waizenegger. Zumal sich die Guinness-Redaktion jede Nachreichung und Begutachtung von Dokumenten teuer bezahlen lässt – in diesem Fall mit 528 Euro.

„Manche mögen das belächeln“, sagt MUT-Direktor Seidl: Was soll an so einem Fass schon so wichtig sein? Kulturgeschichtlich habe das Fass für Tübingen aber auf jeden Fall eine große Bedeutung. Bei vielen Stadtansichten aus dem frühen 17. Jahrhundert bis hin zu Postkartenmotiven im 19. und 20. Jahrhundert ist das 84 Hektoliter fassende Weinfass in den Vordergrund gerückt. „Drucke und Holzstiche waren die Massenmedien jener Zeit“, so Seidl. Und das Fass war ein willkommenes Marketing-Mittel. „Es war ein wichtiges Erkennungsmerkmal der Stadt. Damals hat sich der Herzog damit präsentiert.“

Das Riesenfass im Keller von Schloss Hohentübingen ist zwar nicht das größte, aber wahrscheinlich das älteste Riesenfass der Welt. Hier geht's zum Vollbild des 360-Grad-Panorama.

Tickets für das Fass

Führungen zum Weinfass im Schloss Hohentübingen sind bis 15. März mittwochs und donnerstags um 16 Uhr, Freitag bis Sonntag 14 und 15 Uhr. Tickets bei www.fassticket.de oder an der Kasse des MUT. Zudem können Gruppenführungen zu anderen Uhrzeiten gebucht werden, Telefon 07071/2977579, E-Mail: museum@uni-tuebingen.de .

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Erstellt:
14.11.2018, 17:28 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 25sec
zuletzt aktualisiert: 14.11.2018, 17:28 Uhr

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