Pandemie

Sorge ums Weihnachtsgeschäft

Warum die geplante Selbstquarantäne umstritten ist und wie die Ministerpräsidenten Corona weiter eindämmen wollen.

25.11.2020

Von MICHAEL GABEL

Berlin. Der Aufruf der Ministerpräsidenten der Länder zur Selbstquarantäne vor Weihnachten ist bei Händlern auf Kritik gestoßen. Wegen der Pandemie „bluten viele Händler in den Innenstädten bei geöffneten Ladentüren finanziell aus“, heißt es beim Handelsverband Deutschland. Menschen in häuslicher Selbstquarantäne würden aber erst recht nicht in die Citys kommen. „Stattdessen werden sie ihre Weihnachtseinkäufe zu Hause auf dem Sofa tätigen – im Internet.“

Der Plan, dass sich so viele Menschen wie möglich vor den Festtagen in Quarantäne begeben, gehört zu den Vereinbarungen, die die Länder an diesem Mittwoch mit Kanzlerin Angela Merkel und Kanzleramtsminister Helge Braun (beide CDU) beschließen wollen. Das freiwillige Zuhausebleiben soll dabei helfen, das Ansteckungsrisiko während der weihnachtlichen Familienfeiern zu minimieren.

Zuletzt hatten SPD- und unionsgeführte Länder beim Plan zur Bekämpfung der Pandemie noch zwei Streitpunkte ausgeräumt. So soll es, anders als von den SPD-Ländern gefordert, jetzt doch kein bundesweites Verkaufsverbot für Silvesterböller geben. Stattdessen werden die Kommunen aufgefordert, Feuerwerke „auf belebten öffentlichen Plätzen und Straßen“ zu verbieten.

Lockerung vom 23. Dezember an

Die für die kommenden Wochen geplanten Kontaktbeschränkungen sollen während der Zeit vom 23. Dezember bis 1. Januar etwas gelockert werden. Zunächst soll es nur erlaubt sein, dass sich bis zu fünf Personen aus zwei Haushalten treffen. Rund um Weihnachten und Silvester wären es dann bis zu zehn Personen aus mehreren Haushalten.

Beibehalten wollen die Länder die Schließung von Restaurants und Hotels. Das Maskentragen zum Beispiel auf öffentlichen Parkplätzen und vor Geschäften soll ausgeweitet werden, Unternehmen sollen – freiwillig – anderthalbwöchige Betriebsferien einführen. Und laut einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa von gestern Abend hat das Kanzleramt den Ländern vorgeschlagen, den Beginn der Weihnachtsferien deutschlandweit auf den 16.?Dezember vorzuziehen.

Beim Treffen im Kanzleramt könnte es in einigen Details noch zu Änderungen kommen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kündigte an, er wolle das Papier noch „nachschärfen und ergänzen“. Unter anderem wolle er nochmal darüber diskutieren, ob die über Weihnachten geplanten Lockerungen auch über Silvester gelten sollen. Denn anders als Weihnachten werde der Jahreswechsel eher mit Freunden als mit Familienmitgliedern gefeiert.

Beim Thema Skiurlaub plädierte Söder für ein gemeinsames Vorgehen der Alpenländer: „Keine Skilifte offen überall“, forderte er. In Italien sieht man das offenbar ähnlich. In Österreich und der Schweiz hält man sich noch bedeckt. Michael Gabel