VfB Stuttgart

Solide Verhältnisse

Fünf Spiele vor Schluss ist der Tabellen-Neunte fast alle Sorgen los. Auch der heutige Gegner Hannover 96 hat den Korkut-Effekt erlebt.

14.04.2018

Von WOLFGANG SCHEERER

Hatte zuletzt gegen Dortmund alle Hände voll zu tun: Ron-Robert Zieler (hier mit Maximilian Philipp). Heute ist der VfB-Keeper gegen seinen Ex-Klub Hannover 96 gefordert. Foto: Patrick Stollarz/afp

Hatte zuletzt gegen Dortmund alle Hände voll zu tun: Ron-Robert Zieler (hier mit Maximilian Philipp). Heute ist der VfB-Keeper gegen seinen Ex-Klub Hannover 96 gefordert. Foto: Patrick Stollarz/afp

Stuttgart.. Beim schwachen Auftritt gegen den Hamburger SV kassierte Ron-Robert Zieler das erste Heim-Tor seit Trainer Korkuts Amtsantritt Ende Januar. Dann endete in Dortmund (0:3) die VfB-Erfolgsserie nach acht Spielen ohne Niederlage.

Umso beruhigender, dass sich die Stuttgarter zuvor mit eminent wichtigen 18 Punkten aus dem Abstiegsstrudel gezogen haben. Tayfun Korkut, 44, ist in großer sportlicher Not zum Retter geworden. Ähnlich wie bei seinem ersten Bundesliga-Engagement in Hannover. Die 96er, heute (15.30 Uhr/Sky) zu Gast in der Stuttgarter Arena, hatte er Ende 2013 mit 18 Zählern auf Platz 13 übernommen. In der Rückrunde holte das Team 24 Punkte und schloss die Saison als Zehnter ab.

Als Korkut in Stuttgart einstieg, lag seine Mannschaft mit 20 Punkten auf Rang 14. Aktuell ist der VfB Neunter. Hannover, lange Zeit der bessere der beiden Aufsteiger, ist mit 35 Zählern Tabellendreizehnter. Erst das 2:1 vor einer Woche gegen Bremen hat nach fünf Niederlagen die Hoffnung auf den Klassenerhalt entscheidend wachsen lassen.

Mit Ruhe und Gelassenheit

VfB-Stürmerstar Mario Gomez beschreibt den Korkut-Effekt, von dem der Klub so profitiert, unter anderem mit der Ruhe und Gelassenheit des Trainers, die sich in einer nervenaufreibenden Saison auf die Mannschaft übertrage. Das ist in Hannover ähnlich gewesen. Überhaupt ist die Situation vergleichbar: Völlig überraschend verpflichtete der Klub den damals nahezu unbekannten Korkut (für den entlassenen Mirko Slomka) und hatte damit Erfolg.

Auch die Stuttgarter sorgten bei der Präsentation des Nachfolgers von Hannes Wolf für ungläubiges Staunen und sogar offene Empörung unter den Fans, obwohl der Schwabe mit türkischen Wurzeln gleich um die Ecke in Cannstatt wohnt und im Profifußball nun bereits einen Namen hatte. Allerdings nicht gerade den des Erfolgsgaranten. Trotzdem: Wieder nutzte Korkut seine Chance. Allerdings verlief schon die zweite Saison in Hannover nicht nach Wunsch. Nach 13 sieglosen Spielen, sechs wurden verloren, musste er im April 2015 gehen. Auch die Bilanz in Leverkusen und beim Zweitligisten Kaiserslautern klang ernüchternd. In Stuttgart aber gelang es, die Abwehr vor Torhüter Ron-Robert Zieler zu stabilisieren, den Korkut schon aus der Zeit in Hannover kennt. Außerdem belebte der Trainer die Offensive mit einigen Umstellungen und einem erstarkten Rückkehrer Gomez neu.

Im Aufsteiger-Duell geht es heute um viel Prestige. Die ganz große Brisanz ist raus, weil sich nun auch Hannover im Abstiegskampf keine allzu großen Sorgen mehr machen muss. Was den VfB angeht, ist nach dem 1:1 gegen den HSV und dem 0:3 in Dortmund eine Qualifikation für die Europa League noch weniger wahrscheinlich. Auch das Restprogramm mit Partien gegen Bremen, Leverkusen, Hoffenheim und München ist schwer. Droht jetzt der Spannungsabfall?

Die Trendwende unter Korkut steigert zumindest die Erwartungen für nächste Saison: Ja nicht wieder in den Keller rutschen! Stabilität in der Bundesliga – nur das entspricht dem Selbstverständnis des VfB. Gelingt das mit Korkut nicht dauerhaft, könnte es ihm gehen wie in Hannover.