Ärzte

Land schafft keine weitere Uniklinik

Von zusätzlichen Medizinstudienplätzen profitieren die bisherigen Standorte. Damit hat Stuttgart das Nachsehen.

23.10.2018

Von ROLAND MUSCHEL

Stuttgart. Die Unikliniken Tübingen, Ulm, Freiburg und Heidelberg/Mannheim können aufatmen: Die von der Landesregierung geplanten zusätzlichen Medizinstudienplätze entstehen „an den bisherigen Standorten“, wie ein Sprecher von Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) auf Anfrage mitteilte. Das Nachsehen hat damit das Stuttgarter Klinikum, das gegen den Widerstand der bestehenden Unikliniken im Land darauf drängt, ebenfalls den Status einer Uniklinik zu erhalten. Auch der Wunsch des Schwarzwald-Baar-Klinikums in Villingen-Schwenningen, bei einer Ausweitung der Medizinstudienplätze bedacht zu werden, bleibt damit unerfüllt.

Das Kabinett will heute den Nachtrag zum Doppelhaushalt 2018/19 absegnen. Erst am Wochenende hatten sich die Spitzen von Grünen und CDU auf letzte Details verständigt. Dazu zählt die Schaffung von 150 zusätzlichen Medizinstudienplätzen. Derzeit gibt es landesweit rund 1500. Mit der Ausweitung der Kapazitäten soll dem Ärztemangel im ländlichen Raum begegnet werden. Der Einstieg in den Ausbau beginnt 2019. Welcher Standort wie von der Ausweitung profitiert, ist noch offen.

Langes Tauziehen

Der Entscheidung, keine neuen Standorte für die Medizinausbildung zu schaffen, war ein Tauziehen innerhalb des grünen Teils der Landesregierung vorausgegangen. Die Ambitionen des Stuttgarter Klinikums waren von Klaus-Peter Murawski, dem langjährigen Amtschef von Ministerpräsident Winfried Kretschmann, stark unterstützt worden. Murawski ist Ende August aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand verabschiedet worden. Er hatte neben Stuttgart auch Karlsruhe als möglichen weiteren neuen Standort ins Spiel gebracht.

Gegen derartige Pläne waren die Universitätskliniken Tübingen, Freiburg, Heidelberg, Mannheim und Ulm Sturm gelaufen. Im Mai hatten sich die Spitzen der Unikliniken in einem gemeinsamen Brief an die Landesregierung gewandt: Sollte die Politik eine Erhöhung der Medizinstudienplätze für sinnvoll erachten, sei dies an den bestehenden Standorten „wesentlich einfacher, qualitätsgesichert und ökonomisch effizienter zu erreichen“. Kurzfristig, versprachen die Spitzen der fünf Standorte, könnten sie bis zu 150 Studienplätze pro Jahr zusätzlich einrichten.

Bauer hatte sich in der Debatte öffentlich nicht positioniert, galt aber als Anhängerin des Status quo. Auch Finanzministerin Edith Sitzmann wird nachgesagt, dass sie auf eine weitere Uniklinik im Land und die damit verbundenen Kosten gut verzichten könne. Roland Muschel

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Erstellt:
23.10.2018, 07:21 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 03sec
zuletzt aktualisiert: 23.10.2018, 07:21 Uhr

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