Energie

So lässt sich beim Tanken Geld sparen

Die Anzeigentafeln an Tankstellen verheißen nichts Gutes für Autofahrer. Die Preise steigen unaufhörlich. Experten erklären, wie sich Geld sparen lässt.

19.10.2021

Von Julia Kling

Starker Verkehr herrscht an der „Tankmeile" in Wasserbillig in Luxemburg. Viele Deutsche tanken mittlerweile günstiger im Ausland.

Starker Verkehr herrscht an der „Tankmeile" in Wasserbillig in Luxemburg. Viele Deutsche tanken mittlerweile günstiger im Ausland.

Ulm. Ein Liter Diesel kostete am vergangenen Sonntag im bundesweiten Tagesschnitt 1,555 Euro – und damit laut ADAC so viel wie noch nie an deutschen Tankstellen. Der bisherige Rekord für den Treibstoff stammt aus dem Jahr 2012. Damals mussten Autofahrerinnen und Autofahrer im Schnitt 1,554 Euro für einen Liter Diesel bezahlen. Und auch der Benzin-Preis nähert sich einem Allzeithoch. Super der Sorte E10 lag laut ADAC am Sonntag bei 1,667 Euro pro Liter, 4,2 Cent unter dem bisherigen Höchststand von 1,709 Euro am 13. September 2012.

Die Spritpreise in Deutschland steigen seit Monaten. Treiber ist vor allem der nach dem Corona-Einbruch des vergangenen Jahres gestiegene Ölpreis, der am Montag mehrjährige Höchststände erreichte. Beim Diesel wird dies zudem durch die herbsttypisch hohe Nachfrage nach Heizöl verstärkt.

Hinzu kommt der Anfang des Jahres von der Bundesregierung eingeführte Kohlendioxid-Preis von 25 Euro pro Tonne. Am Tankstutzen macht sich die Abgabe mit einem Plus von rund 6 bis 8 Cent je Liter bemerkbar. Dieser Aufschlag lässt sich an Tankstellen nicht umgehen. Wie lassen sich dann mögliche Preisspitzen vermeiden?

Generell hat sich die Preisdynamik im Tagesverlauf in den vergangenen Jahren verschärft, wie aus einer Erhebung des Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung RWI hervorgeht. 2015 wurde noch ein Preiszyklus pro Tag beobachtet. Dabei sank der Preis ausgehend vom Höchstpreis in der Nacht sukzessive über den Tag, bis dann gegen 18 Uhr am Abend der Tiefstpreis erreicht war.

Mittlerweile steigen und sinken die Preise dem RWI zufolge in schnelleren Abständen. Zudem hat sich der Zeitpunkt der Höchstpreise von der Nacht in den frühen Morgen verschoben. „Durch die stärkere Preisdynamik im Tagesverlauf wird es für Autofahrer zunehmend schwierig, günstige Zeitpunkte zum Tanken zu finden“, sagt Manuel Frondel, Leiter des Kompetenzbereichs Umwelt und Ressourcen am RWI. Am günstigsten sind Benzin und Diesel laut Untersuchungen des ADAC weiter in den Abendstunden: zwischen 18 und 19 Uhr sowie zwischen 20 und 22.

Während der Preis für den Kraftstoff an einer Tankstelle im Tagesverlauf im Schnitt um 12 Cent schwankt, wirkt sich der Wochentag nicht so sehr auf die Kosten aus – hier sind hier Schwankungen lediglich in einem Bereich von ein bis zwei Cent zu beobachten.

„Vergleichen“, lautet der Tipp von ADAC-Expertin Katharina Luca. „Und dann auch konsequent die günstigste Tankstelle anfahren.“ Somit werde auch der Wettbewerb unter den Tankstellenbetreibern gestärkt. Mithilfe von Vergleichs-Apps lassen sich die aktuellen Preise der rund 14 000 Tankstellen deutschlandweit abrufen. Die Daten stammen von der Markttransparenzstelle für Verbraucher des Bundeskartellamts, die nach den hohen Kraftstoffpreisen 2012 ins Leben gerufen wurde. Sie erhält die aktuellen Werte für Diesel, Super E5 und Super E10 von den Mineralölunternehmen und Tankstellenbetreibern und stellt sie den Verbraucherportalen zur Verfügung. Derzeit sind mehr als 55 Informationsdienste bei der Behörde gelistet. „Der Preisunterschied liegt meist unter 10 Cent pro Liter“, sagt Luca. „Ein paar Euro lassen sich so aber doch pro Tankfüllung einsparen.“ Immer mehr Autofahrer, die in Grenzregionen leben, versorgen sich mit Treibstoff an den Tankstellen der Nachbarländer. Etwa in Österreich, Luxemburg oder Polen zahlen Kundinnen und Kunden für Diesel im Schnitt mindestens 20 Cent weniger als in der Bundesrepublik.

Der ADAC warnt im Zusammenhang mit den immer weiter steigenden Spritpreisen davor, die Bevölkerung zu überfordern. „Ich hoffe und gehe angesichts der aktuellen Spritpreissteigerung davon aus , dass ein noch schneller ansteigender CO2-Preis vom Tisch ist“, sagte ADAC- Verkehrspräsident Gerhard Hillebrand in Richtung der Koalitionsgespräche von SPD, Grünen und FDP. „Die Verhandlungsparteien müssen auch an jene Menschen denken, die bisher keine Alternative zum fossil angetriebenen Pkw haben.“ Besonders Menschen auf dem Land, die lange Wege zur Arbeit zurücklegten, müssten mit der Entfernungspauschale entlastet werden.

Infobox: Weg vom Gas

Wer vorausschauend fährt, kann so seinen Verbrauch senken und spart damit letztlich auch Geld. „Frühzeitig vom Gase gehen und Geräte wie Klimaanlage und Heizung nicht immer auf höchster Stufe laufen lassen“, rät etwa ADAC-Sprecherin Katharina Luca. Zudem lohne es sich, unnötiges Gewicht wie etwa eine ungenutzte Dachbox abzumontieren. „100 Kilogramm mehr Ladung entspricht einem zusätzlichen Verbrauch von 0,3 Litern.“ Auch ein zu niederer Reifenluftdruck erhöhe den Verbrauch. „Wer Sprit sparen will, sollte kurze Strecken zu Fuß oder mit dem Rad zurückgelegen“, rät Luca. „Denn bei kaltem Motor verbraucht ein Auto am meisten Sprit.“

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Erstellt:
19.10.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 15sec
zuletzt aktualisiert: 19.10.2021, 06:00 Uhr

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