Teamwettbewerb

Skisprung-Krimi endet im Silber-Jubel

Die deutschen Adler überholen dank einer geschlossen starken Leistung noch die Polen. Für drei von ihnen ist es die erste Olympia-Medaille.

20.02.2018

Von MANUELA HARANT

Der Moment der Entscheidung: Stephan Leyhe, Karl Geiger, Richard Freitag und Andreas Wellinger (von links) freuen sich über den Sprung auf den Silberrang. Foto: Daniel Karmann/dpa

Der Moment der Entscheidung: Stephan Leyhe, Karl Geiger, Richard Freitag und Andreas Wellinger (von links) freuen sich über den Sprung auf den Silberrang. Foto: Daniel Karmann/dpa

Pyeongchang. Böse Zungen behaupten ja, Skispringen als Teamwettkampf ergebe keinen Sinn. Vier Einzelergebnisse von Springern aneinanderzureihen mache noch lange keinen Mannschaftswettbewerb daraus. Dass das Gegenteil der Fall ist, bewies die gestrige Nacht im Alpensia Jumping Center, in der einmal mehr in einem Skisprung-Krimi Geschichte geschrieben wurde.

Letztlich landete Norwegen (1098,5 Punkte) zwar klar vor Deutschland (1075,7) und Polen (1072,4), zur Halbzeit lagen die drei besten Skisprung-Teams der Welt aber noch gleichauf – vor allem, weil sich keiner der jeweils vier Athleten auch nur eine kleine Schwäche geleistet hatte. Da konnten die früher so starken Österreicher und auch die hoch gehandelten Slowenen nur aus der Ferne zuschauen.

Während sich die Norweger um Skiflug-Weltmeister Daniel-André Tande im zweiten Durchgang Sprung um Sprung absetzten, wechselte die Führung zwischen den Verfolgern ständig hin und her. Zunächst legte Karl Geiger erstmals als Startspringer stark vor, doch Stephan Leyhe verbrauchte das Mini-Polster gegen den starken Stefan Hula. Richard Freitag, der in den Einzelspringen etwas überraschend ohne Medaille geblieben war, machte für sein Team einen seiner besten Wettkämpfe bei Olympia und brachte die DSV-Adler wieder in Front.

Allerdings gelang nun Gold- und Silbermedaillengewinner Andreas Wellinger als Schlussmann nicht der perfekte Sprung, Silber schien schon fast an Polen vergeben, da Olympiasieger Kamil Stoch noch auf dem Balken saß. Doch der Pole, der am Samstag Wellinger von der Großschanze noch geschlagen hatte, zeigte ebenfalls Nerven und fiel mit seinem Team wieder zurück auf Bronze. „Er ist eben auch nur ein Mensch“, sagte Bundestrainer Werner Schuster, der zugeben musste, dass er zwischenzeitlich selbst schon nicht mehr an Silber geglaubt hat. Aber das Teamspringen ist schon immer unberechenbar – und Deutschland holte unter Schusters Leitung bei Olympia immer eine Medaille. Während es in Sotschi die Goldene war, freute sich die Mannschaft aus einem „Routinier“ (Wellinger) und drei „Team-Neulingen“ nun fast genauso über Silber.

Dennoch hob Schuster hinterher einen seiner Springer hervor: „Speziell für Richard freut es mich“, sagte der Bundestrainer. „Er hat lange, lange warten müssen und einen entscheidenden Beitrag geleistet, dass wir jetzt die Medaille machen.“ Freitag hatte beim Olympiasieg 2014 in Sotschi als Ersatzmann nur zuschauen dürfen.

Olympiasieger im Fokus

Der Blick richtete sich aber natürlich auch auf Andreas Wellinger, der mit einmal Gold und zweimal Silber als einer der erfolgreichsten deutschen Sportler dieser Spiele in die Geschichte eingehen wird – eine völlig neue Situation für den 22-Jährigen. „Es kommen jetzt viele neue Dinge auf ihn zu. Da muss man schauen, dass er den Fokus behält“, sagte Schuster schon mit Blick auf den zu erwartenden Medien- und Fan-Ansturm in Deutschland: „Da braucht er ein bisschen Hilfe, das wird er alleine nicht schaffen.“ Aber dafür hat Wellinger ja ein starkes Team um sich.

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Erstellt:
20.02.2018, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 28sec
zuletzt aktualisiert: 20.02.2018, 06:00 Uhr

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