Sammlung

Sitzmöbel, Räder und eine Giraffe

„X-Depot“ ist das Schaudepot, in dem das Designmuseum in der Pinakothek der Moderne seinen Bestand zeigt.

14.09.2021

Von KNA

München. Mit so einem roten Flugzeug um die Welt fliegen, würden wohl viele Jungs gerne tun. Das mannsgroße Modell schwebt unter der Decke in der Münchner Pinakothek der Moderne. Doch zuweilen dauert es einfach, bis ein Traum Realität wird.

Der Traum von einem neuen Schaudepot hat sich nun für die Neue Sammlung mit ihren 120?000 Objekten aus „Industrial Design, Graphic Design, Computer Culture, Mobility und Kunsthandwerk“ erfüllt. Dieses trägt den Namen „X-Depot“ und bietet einen rund 600 Quadratmeter großen, vielseitig nutzbaren Raum. Die darin befindliche Designsammlung zählt weltweit zu den wichtigsten ihrer Art für angewandte Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts.

Eigentlich war das „X-Depot“ seit der Eröffnung der Pinakothek der Moderne 2002 als Schaudepot gedacht. Es diente anfangs sogar einige Male als Ort für Sonderpräsentationen wie der Lamborghini-Ausstellung unter dem damaligen Leiter der Neuen Sammlung, Florian Hufnagl. Doch neue Sicherheits- und Brandschutzmaßnahmen erforderten einen Umbau, so dass die Fläche viele Jahre lang vor allem als Museumsdepot genutzt wurde.

Jetzt führt mitten in die Raumhöhle eine Brücke, die neue Blickwinkel eröffnet und von Ausstellungsvitrinen flankiert wird. Eine zentrale Rolle spielen dabei Stühle. Solche Sitzmöbel in allerlei Variationen füllen die Regale. Alte und neuere Fotoapparate folgen, dazwischen ein Kinderwagen und Fahrräder.

Selbstständig entdecken

Die Gestaltung hat sich Angelika Nollert, Direktorin des Designmuseums, zusammen mit Kurator Josef Straßer ausgedacht. „Dachbodeneffekt“ nennt er die Aufforderung ans Auge, Dinge selbstständig zu entdecken. Ganz oben befinden sich ausschließlich Sitze und Leuchten. Bestimmte Farben definieren formal sowie regalübergreifend die Objektauswahl. Auch eine gelbe Plastikgiraffe heischt Aufmerksamkeit.

Das Berliner Architekturbüro Kuehn Malvezzi zeichnet für den Umbau verantwortlich. Viele der gezeigten Gegenstände waren noch nie ausgestellt. Die rund 30 verschiedenen Themenbereiche behandeln „Werkzeuge, Verpackungen, Gaming oder Sekundärarchitektur“ sowie Medical Design, Nachhaltigkeit oder Schutz.

Hinzu kommen Materialstudien zu Karbon, Flechtwerk, Metall oder Industriekeramik. Mit einer App lassen sich alle ausgestellten Objekte in einem 360-Grad-Rundgang betrachten. In kurzen Filmbeiträgen erläutern Kuratoren und Kuratorinnen sowie der Architekt Wilfried Kuehn das Konzept. Elisabeth Noske