Junge Gomaringer mischen die deutsche Hundesportszene auf

Sie sind so erfolgreich, dass sie am Wochenende bei der Deutschen Meisterschaft antreten

Urmel vom Schwarzwaldtal steht in den Startlöchern: Ungeduldig tänzelt der Riesenschnauzer auf der Stelle, bellt in den höchsten Tönen und schnappt nach der Leine, die Malte Beckmann in der Hand hält.

31.08.2018

Von Amancay Kappeller

Arne Beckmann mit Riesenschnauzer Woody beim Geländelauf. Bild: Michael Janz

Arne Beckmann mit Riesenschnauzer Woody beim Geländelauf. Bild: Michael Janz

Urmel ist aber nicht etwa unerzogen, wie man meinen könnte. Die neunjährige Hundedame freut sich lediglich auf Bewegung, nachdem ihr das Laufgeschirr angelegt wurde. „Urmel ist ein Bewegungsjunkie“, erklärt Andrea Beckmann.

Die Gomaringerin ist seit mehr als 20 Jahren im Hundesport aktiv. Tino, ihr Ehemann, brachte den „Hundevirus“ in die Familie. Er lief auf Meisterschaften Geländelauf. Schon die Oma von Arne und Malte, Gertrud Beckmann, war Feuer und Flamme für den Hundesport. Urmel gehört ihr.

Mittlerweile sind auch die Söhne der Beckmanns, Malte (17) und Arne (12), infiziert und widmen sich in der Freizeit dem Turnierhundesport. Ende Juni nahmen die Schüler mit großem Erfolg an der Südwestdeutschen Landesmeisterschaft in Obersontheim teil. Arne gewann mit Riesenschnauzer Tiger Woods von der Talmühle alias Woody den Geländelauf über 2000 Meter in der Altersklasse bis 14 Jahre. 7 Minuten und 25 Sekunden benötigten Arne und Woody für die Strecke.

Malte ließ in der Altersklasse 15 bis 18 Jahre das restliche Feld über 2000 Meter weit hinter sich. Er gewann gemeinsam mit Urmel mit über einer Minute Abstand in 6 Minuten und 4 Sekunden. Durch ihren Sieg qualifizierten sich die Brüder direkt für die Deutsche Meisterschaft, die am kommenden Wochenende in Baumholder in Rheinland-Pfalz stattfindet.

Erfolgreich war auch der dritte Gomaringer Hunde-Leichtathlet im Bunde: Sebastian Böltz, 12, mit Airedale Terrier Chipa. Beim Staffelwettbewerb qualifizierte er sich zusammen mit Malte Beckmann und Marc Vogel ebenfalls für die Deutsche Meisterschaft. In Baumholder kommen am Wochenende mehr als 300 der besten Hundesportler Deutschlands zusammen. „Die Konkurrenz lässt sich schlecht einschätzen“, sagt Andrea Beckmann.

Sowohl Malte als auch Arne haben ihre Hundesport-Karriere mit Riesenschnauzer Qualle begonnen. Die ist mittlerweile elf Jahre alt und aus dem Hundesportalter heraus. „Man braucht einen Hund, der lauffreudig ist und gerne etwas mit Menschen macht“, umreißt Andrea Beckmann die Anforderungen an die Vierbeiner. Während Urmel ein totaler Temperamentsbolzen ist, ist Woody in der Regel „auf ruhigere Art aufgeregt“. Bei dem fünfjährigen Rüden siegt meist die Vernunft. Große Lust aufs Laufen habe beide Schnüffelnasen.

Zwei Vereine unterstützen

Ein bis zwei Mal in der Woche trainieren die Jugendlichen mit ihren Hunden auf dem Gelände des Tübinger Hundesportvereins. Zusätzlich sind Arne und vor allem Malte Beckmann mehrmals in der Woche bei der Gomaringer Leichtathletik aktiv. Von klein auf haben sich die Brüder beim TSV Gomaringen ausgepowert. Da lag es nahe, sich auch dort körperlich fit zu machen für den Turnierhundesport. Mutter Andrea Beckmann ist ganz begeistert von der Kooperation. „Das ist optimal, zwei Vereine, die unterstützen.“

„Eine tolle Grundkondition, Technik und Biss“ hat Malte bekommen, seit er regelmäßig bei den Gomaringer Leichtathleten mittrainiert, erzählt sie. Der 17-Jährige konnte bei sich selbst eine enorme Steigerung beobachten. „Auf die zwei Kilometer hat das Lauftraining richtig viel gebracht.“ Eineinhalb bis zwei Minuten ist er mittlerweile mit Hund schneller auf diese Distanz. Warum er sich für den Hundesport begeistert? „Die Arbeit als Team macht Spaß“, sagt der 17-Jährige. „Wir haben da eine coole Truppe beisammen.“

Zwei bis drei Mal in der Woche geht Malte mit Urmel joggen. Mit Woody wird auch Rad gefahren. Auch Arne gefallen schon immer längere Läufe in der Leichtathletik. „Mit Hund ist es abwechslungsreicher“, findet der Zwölfjährige. Mensch und Hund sind ein Team beim Turnierhundesport. Der Vierbeiner bekommt ein Geschirr um, der menschliche Begleiter trägt einen Laufgurt um den Bauch. Beide sind miteinander verbunden, aber es gibt einen Panikhaken für den Notfall. Gesteuert werden die Hunde vorwiegend mit der Stimme. Überholvorgänge sind manchmal kniffelig. 38 Kilogramm bringt Woody auf die Waage. Für Nachwuchs-Hundesportler ist es nicht immer ganz einfach, die vierbeinigen Muskelpakete unter Kontrolle zu halten. Aber alles klappt, als Arne und Malte am Freitagnachmittag das Laufen mit Hund auf der Wiese hinter dem Gomaringer Stadion demonstrieren.

Kooperation mit der Gomaringer Leichtathletik

Die Hunde sind oft gewandter, geschickter und schneller als die Menschen, von denen sie trainiert werden: Diese Erfahrung hat Alexander Seeger gemacht. Der Trainer beim Förderverein Leichtathletik freut sich über die Kooperation mit den Hundesportlern aus Gomaringen. Malte Beckmann sei ehrgeizig und profitiere von dem viermaligen Lauftraining pro Woche vor allem im Kraft-, Athletik- und Ausdauerbereich. Mittlerweile hat der 17-Jährige sich durch das regelmäßige Training so verbessert, dass er etwa auf 3000 Meter landesweit zu den Besten gehört, sagt Seeger, der selber zwei Labradore hat und mit den Vierbeinern gerne lange Strecken zurücklegt.

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Erstellt:
31.08.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 23sec
zuletzt aktualisiert: 31.08.2018, 01:00 Uhr

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