Höhlenbären: zu schleckig um zu überleben

Sie blieben lieber Veganer und starben aus

Höhlenbären konnten sich gegen die Kälte und gegen die Menschen nicht behaupten. Ein Problem der Kaltzeit-Giganten war auch, dass sie einfach kein Fleisch essen wollten.

30.03.2018

Von ST

Das Skelett eines Höhlenbären. Bild: © Ra’ike / Wikipedia

Das Skelett eines Höhlenbären. Bild: © Ra’ike / Wikipedia

Mit 3,50 Metern Länge und 1,70 Metern Schulterhöhe gehörte der Höhlenbär zu den Giganten der letzten Kaltzeit und überlebte doch die letzte Eiszeit vor 24.000 Jahren nicht. Der Tübinger Biogeologe Prof. Hervé Bocherens hat nun gemeinsam mit Wissenschaftlern aus Deutschland, Italien und Kanada das Szenario rekonstruiert, das zum Aussterben der pflanzenfressenden Großsäuger geführt haben könnte.

Danach erhöhten das abkühlende Klima in Kombination mit der Jagd durch den Menschen den Druck auf die Höhlenbären. Hinzu kam, dass die Höhlenbären nicht bereit waren, ihre Nahrung durch Fleisch zu ergänzen. Für die Studie wurden Knochenfunde mit modernsten Methoden neu untersucht. Höhlenbären (Ursus spelaeus) lebten in der letzten Kaltzeit vor etwa 400.000 Jahren in Europa, bis sie vor circa 24.000 Jahren ausstarben. Sie waren deutlich größer als ihre heutigen Verwandten, die Braunbären, aber wenig bedrohlich für den Menschen: In einer früheren Studie hatten Wissenschaftler anhand der Isotopenzusammensetzungen im Kollagen der Bären-Knochen bereits nachgewiesen, dass sich die Höhlenbären rein vegan ernährten.

Warum sie im Lauf der letzten Eiszeit von der Bildfläche verschwanden, gab lange Rätsel auf. Verantwortlich gemacht wurden meist der prähistorische Mensch und die Kälte des letzten Gletschermaximums vor 24.000 bis 19.000 Jahren. Paläogenetische Untersuchen zeigten zudem, dass die Dezimierung der Bären vor rund 50.000 Jahren begann, als der anatomisch moderne Mensch in Europa den Neandertaler verdrängte: Knochenfunde mit Pfeilspitzen und Schnittspuren deuteten darauf hin, dass der Höhlenbär von Menschen gejagt wurde.

Während die Bären in vielen Regionen Europas bereits vor Beginn der Eiszeit vor circa 27.000 Jahren verschwanden, überlebten einige in anderen Regionen länger. Eine der jüngsten Populationen konnte im Nordosten Italiens nachgewiesen werden. Für ihre Studien verglichen die Forscher die Ernährung dieser letzten Höhlenbären mit älteren Populationen ihrer Art. Zudem suchten sie nach Beweisen für Jagd und Verzehr durch Menschen.

Die neuen Radiokarbon-Daten bestätigen nun, dass diese Höhlenbären noch bis vor 24.000 Jahren gelebt und somit den Beginn der Eiszeit überlebt hatten. Spuren an den Knochen untermauern, dass prähistorische Menschen die Bären jagten und verwerteten. Die Isotopenzusammensetzung zeigte zudem, dass die Höhlenbären ihre vegetarische Ernährung auch im abkühlenden Klima beibehielten und nicht durch Fleisch erweiterten. Diese mangelnde Flexibilität in ihrer Ernährung und der Jagddruck durch Menschen führten vermutlich zu erhöhtem Stress für die Höhlenbären und dazu, dass sie im abkühlenden Klima nicht überleben konnten, wie Hervé Bocherens erklärt. „Es war wohl diese Kombination klimatischer und anthropogener Faktoren für das Aussterben der Art verantwortlich.“