Corona

Sicher im Supermarkt: Was beim Einkaufen zu beachten ist

Abwaschen, erhitzen, essen: Für den Umgang mit Lebensmitteln gilt es derzeit einige Regeln zu beachten. Bargeld ist in der Regel keine Infektionsquelle.

23.03.2020

Von Michael Gabel

Plastikfolie gegen Corona: So schützt sich eine Kassiererin bei Edeka. Foto: Frank Molter/dpa

Plastikfolie gegen Corona: So schützt sich eine Kassiererin bei Edeka. Foto: Frank Molter/dpa

Das Einkaufen von Lebensmitteln gehört zu den wenigen Dingen, die in der Corona-Krise selbst bei Ausgangssperre noch möglich sind. Doch auch im Supermarkt sind eine Menge Dinge zu beachten.

Was müssen Kunden beachten – können sie zum Beispiel unverpacktes Obst und Gemüse bedenkenlos anfassen? „Es gibt derzeit keine Fälle, bei denen nachgewiesen ist, dass Menschen sich über den Verzehr kontaminierter Lebensmittel mit dem Corona-Virus infiziert haben“, heißt es beim Bundesamt für Risikobewertung (BfR). Weil die Viren hitzeempfindlich seien, werde aber empfohlen, die Ansteckungsgefahr durch heißes Abwaschen der Lebensmittel zusätzlich zu verringern.

Kann man die Lebensmittelverpackungen im Laden bedenkenlos anfassen? Ja, aber man sollte sich später die Hände gründlich waschen. Seife ist dabei laut BfR deshalb gut, weil das Erbgut der Corona-Viren von einer Fettschicht umhüllt ist. Auf fettlösende Substanzen, wie sie zum Beispiel in Seife, aber auch in Geschirrspülmitteln enthalten sind, reagieren Corona-Viren deshalb besonders empfindlich.

Ganz ausgeschlossen ist eine Ansteckung über Oberflächen aber nicht? Nein – auch wenn der Virologe René Gottschalk einen solchen Verbreitungsweg für „extrem unwahrscheinlich“ hält. Für den Leiter des Gesundheitsamts in Frankfurt/Main steht fest: „Wenn bei Corona tatsächlich eine solche Schmierinfektion möglich wäre, wäre die Kurve der Krankenzahlen viel steiler.“ US-Wissenschaftler haben jedoch herausgefunden, dass eine Ansteckung über Oberflächen grundsätzlich möglich wäre. Auf Pappe sei das neuartige Corona-Virus Sars-CoV-2 etwa einen Tag lang lebensfähig und auf Kupferoberflächen bis zu vier Stunden, schrieben sie im „New England Journal of Medicine“. Ob aber genügend Viren überleben, um einen Menschen zu infizieren, ist zweifelhaft.

Kann Bargeld die Corona-Viren übertragen? Weil sie tausendfach von Hand zu Hand gehen, ist Bargeld ein großer Virenfänger. Bis zu 3000 Arten von Bakterien und Viren haben Forscher des biomedizinischen und pharmazeutischen Instituts Nürnberg auf Bargeld festgestellt – eine bunte Mischung aus Fäkalkeimen, Pilzen und Krankheitserregern, die allerdings nur schwach ausgeprägt und für den Menschen weitgehend ungefährlich sind. Laut dem Charité-Virologen geht die Ansteckungsgefahr durch Geldscheine und Münzen deshalb gegen Null. Außerdem sei das Corona-Virus „extrem empfindlich für Eintrocknung“.

Wäre es nicht trotzdem besser, mit der Karte zu zahlen? Nicht in jedem Fall. Denn sobald Kunden an der Kasse eine Geheimzahl eingeben, müssen sie die Tasten berühren und haben damit ein ähnliches Problem wie beim Griff in die Geldbörse. Nur beim kontaktlosen Bezahlen mit der Karte werden keine Viren oder Bakterien übertragen.

Hole ich mir mit Essens-Lieferanten Corona ins Haus? Die Gefahr besteht. Denn theoretisch kann man sich zum Beispiel an einer angehusteten Pizza innerhalb einer geringen Zeitspanne infizieren. Deshalb sollte man gelieferte Speisen besser noch einmal erhitzen. Größer ist die Ansteckungsgefahr allerdings im Moment der Übergabe. Der Bringdienst Lieferando hat daraus die Konsequenzen gezogen und will bei seinen Lieferungen ohne physischen Kontakt mit den Kunden auskommen. Die Fahrer seien angewiesen, beim jeweiligen Kunden zu klingeln und das Essen vor der Tür abzustellen. Bezahlt werde ausschließlich online.

Schutz an der Kasse

Aldi Süd hat 1,50 Meter hohe Plexiglaswände aufgestellt, um das Personal an den Kassen vor Nies- und Hust-Attacken der Kundschaft zu schützen. Rewe verfährt ähnlich. Andere versorgen ihre Mitarbeiter allenfalls mit Plastikhandschuhen. Angestellte mit Mundschutz sieht man in Deutschland selten, weil OP-Masken derzeit rar sind.

Die Gewerkschaft Verdi hält das für ein Versäumnis. „Manche Arbeitgeber kommen ihrer Verantwortung nicht nach“, sagt eine Sprecherin. Die Gewerkschaft fordert, dass alle Mitarbeiter an den Kassen mit Plastikhandschuhen und schnellstmöglich mit Schutzmasken ausgestattet werden. Auch Stellwände seien dringend nötig, um bei deutschlandweit „rund 50 Millionen Kundenkontakten pro Tag“ die Ansteckungsgefahr zu vermindern. Darüber hinaus möchte Verdi durchsetzen, dass die Beschäftigten öfter kurze Auszeiten fürs Händewaschen nehmen dürfen und dass ihre Arbeitsgeräte ebenso wie die gesamten Läden häufiger desinfiziert werden. mg

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Erstellt:
23.03.2020, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 56sec
zuletzt aktualisiert: 23.03.2020, 06:00 Uhr

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