Bundestagswahlen

Showdown bei der AfD

Weidel mit Chrupalla und Cotar mit Wundrak – diese Duos streiten sich um die Führungsposition im Wahlkampf.

06.05.2021

Von DOMINIK GUGGEMOS

Alice Weidel, Co-Fraktionsvorsitzende, und Tino Chrupalla, Co-Parteichef, wollen im Wahlkampf für die AfD gemeinsam ins Rennen gehen. Foto: Gregor Fischer/dpa

Alice Weidel, Co-Fraktionsvorsitzende, und Tino Chrupalla, Co-Parteichef, wollen im Wahlkampf für die AfD gemeinsam ins Rennen gehen. Foto: Gregor Fischer/dpa

Berlin. Am Ende hatte der „Bachelor“ und AfD-Co-Parteichef Tino Chrupalla keine Rose für Joana Cotar, sondern für Alice Weidel. Chrupalla, der auch Fraktionsvizechef ist, gilt als der starke Mann der AfD. Cotar wollte mit ihm gemeinsam das Spitzenduo für die Bundestagswahl bilden, um „die AfD in ihrer Breite“ abzubilden. Stattdessen tritt sie jetzt mit dem Generalleutnant a.D. Joachim Wundrak an – gegen Chrupalla und Weidel. Entscheiden soll die Basis, digital. Für was – und wen – stehen die Duos? Ein Überblick.

Das Team Chrupalla/Weidel Dass die beiden als Favoriten ins Rennen gehen, lässt sich schon an ihren Positionen ablesen: Der Co-Parteichef paktiert mit der Co-Fraktionsvorsitzenden. Chrupalla (46) hat die Unterstützung des offiziell aufgelösten, rechtsextremen Flügels, ohne sich formal oder ideologisch in Gänze hinter diese Gruppierung zu stellen. Zudem ist er der führende Vertreter der ostdeutschen Landesverbände. Der Maler- und Lackierermeister hat 2017 Wahlkampfqualitäten gezeigt, als er dem späteren sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU) das Direktmandat abnahm, das dieser 2013 noch mit fast 50 Prozent gewinnen konnte. Aber zieht seine bodenständige Art auch im Westen? Sein Verhältnis zu Co-Parteichef Meuthen gilt als angespannt.

Weidel steht in ihrem Landesverband im Südwesten unter Druck, nicht nur wegen des schlechten Ergebnisses bei der Landtagswahl. Auf dem Parteitag in Dresden wollte sie nicht antreten, jetzt geht sie in die Offensive. Heikel ist das deshalb, weil in Baden-Württemberg noch keine Landesliste für die Bundestagswahl aufgestellt wurde. Eine Spitzenkandidatin für den Bund, die auf einem schlechten Landeslistenplatz steht? Schwer vorstellbar. Weidel, schon lange dabei und doch mit 42 Jahren noch sehr jung, ist ideologisch flexibel. Mal fragt man sich, warum sie eigentlich in der AfD ist, dann paktiert sie mit dem rechtsextremen Flügel. Klar ist: Sie ist sehr wirtschaftsliberal, was Konfliktpotenzial mit dem „sozialpatriotischen“ Chrupalla mit sich bringt – und die Erzrivalin von Meuthen.

Das Team Cotar/Wundrak Für die Parteibasis zwei doch eher unbekannte Kandidaten – für die breite Öffentlichkeit erst recht. Joana Cotars Stern ging auf dem Parteitag in Kalkar im November auf, als die Digitalpolitikerin in den Vorstand gewählt wurde. Die 48-Jährige ist in Rumänien geboren und schon seit 2013 für die AfD in Hessen aktiv. Sie gilt als enge Verbündete von Meuthen.

Joachim Wundrak ist ehemaliger Drei-Sterne-General, der seine Mitgliedschaft in der AfD erst bekanntmachte, als er in Ruhestand ging. Wundrak, 65, sagt, er sei früher SPD-Wähler und Helmut-Schmidt-Fan gewesen. Der Ex-General ist Träger des Bundesverdienstkreuzes und auf Platz 1 der niedersächsischen Landesliste. Er gilt tendenziell als Pro-Meuthen. Dominik Guggemos