Bayerische Staatsoper
Serge Dorny und die Moderne
Der Intendant stellt den Spielplan für 2021/2022 vor: von der „Nase“ bis zum „Teufel von Loudon“.
München. Das Münchner Opernpublikum – es ist äußerst traditionsbewusst, aber auch sehr konservativ. Oder? Serge Dorny, der künftige Intendant der Bayerischen Staatsoper, hält seine Kundschaft für „offen und neugierig“. Oder, wie der Belgier sagt: „Man kann dem Haus und dem Publikum mehr zumuten.“ Und das tut der 59-Jährige. Am Donnerstag stellte er seinen ersten Spielplan für die Saison 2021/2022 vor – mit gleich zwei neuen Festivals. Ein Riesenprogramm, ein modernes.
Vladimir Jurowski, der neue Generalmusikdirektor, eröffnet die Saison mit Schostakowitschs expressionistisch wilder Gesellschaftssatire „Die Nase“ (Regie: Kirill Serebrennikov), und er dirigiert bei den Opernfestspielen Pendereckis „Der Teufel von Loudon“ (Simon Stone). Beide Werke wurden erstaunlicherweise noch nie im Nationaltheater aufgeführt. Barrie Kosky inszeniert Janaceks „Das schlaue Füchslein“ mit Mirga Grazinyte-Tyla am Pult, Stefan Herheim debütiert in München mit Brittens Meisterwerk „Peter Grimes“, David Mortan (Regie) und Lothar Koenigs (musikalische Leitung) bringen „Capriccio“ von Strauss mit Diana Damrau auf die Bühne des Prinzregententheaters. Und Christoph Marthaler zeigt im Nationaltheater Lehàrs „Giuditta“: „Freunde, das Leben ist lebenswert“ gehört zu den Hits. Alles aus dem 20. Jahrhundert. Außer einer Haydn-Produktion des Opernstudios sind ansonsten nur Berlioz' monumentale „Trojaner“ als Premiere angesetzt (in der Regie von Christophe Honoré).
Aber nicht genug, neben den Opernfestspielen präsentiert Dorny zwei weitere Festivals, um die Bayerische Staatsoper in die Stadt, ins ganze Land hinein zu öffnen. Jonas Kaufmann eröffnet das „Septemberfest“ mit Oper für alle in Ansbach. Und dann sagt der Intendant „Ja, Mai“ – in Kooperation mit Münchner Kultureinrichtungen kommen im Mai 2022 die zeitgenössischen Opern „Bluthaus“, „Koma“ und „Thomas“ von Georg Friedrich Haas heraus, kombiniert mit Werken Monteverdis.
Dorny hat seit 2003 die Oper in Lyon, die Nummer zwei in Frankreich, erfolgreich geleitet: 42 Prozent der Zuschauer sind dort unter 45 Jahre alt, ein Viertel des Publikums sogar unter 25. Mal sehen, wie sich das in München entwickelt. Jürgen Kanold
Info Das ganze Programm: www.next.staatsoper.de