Film

Senta Berger erlebte Missbrauch

Die Schauspielerin berichtet in einem Interview von sexuellen Übergriffen von prominenten Kollegen.

08.04.2021

Von EPD

Die Schauspielerin Senta Berger spricht Klartext. Foto: Felix Hörhager/dpa

Die Schauspielerin Senta Berger spricht Klartext. Foto: Felix Hörhager/dpa

Hamburg. Die Schauspielerin Senta Berger hat einem „Zeit“-Interview zufolge während ihrer Laufbahn vielfach sexuellen Missbrauch am Set erlebt. So bezeichnete sie den US-amerikanischen Produzenten Darryl Zanuck, der sie in New York in sein Hotelzimmer eingeladen und dann im Bademantel verfolgt habe, im Gespräch mit der Wochenzeitung als „Harvey-Weinstein-Figur“. Im Austausch mit Kolleginnen sei ihr dieses Verhalten als gängig beschrieben worden.

Berger erhob zudem schwere Vorwürfe gegen den österreichischen Schauspieler O. W. Fischer. Dieser habe bei den Dreharbeiten von „Es muss nicht immer Kaviar sein“ versucht, sie zu vergewaltigen. Außerdem habe er sie geschlagen und verletzt. „Danach hätte ich eigentlich sagen müssen: Ich kann morgen nicht mit Ihnen drehen und diesen Film nicht mit Ihnen machen“, sagte sie der „Zeit“. Stattdessen habe sie während des sechswöchigen Drehs kein privates Wort mit ihm gewechselt.

Die 79-Jährige berichtete zudem von einem weiteren Vorfall mit dem aus einer russisch-jüdischen Emigrantenfamilie stammenden US-Schauspieler Kirk Douglas. Dieser habe versucht, sie gegen ihren Willen zu küssen. Als sie ihren Kopf wegdrehte, habe er sich mit den Worten „Your people killed my people“ (Deutsch: Deine Leute haben meine Leute getötet) gerechtfertigt.

Wie sie solche Übergriffe wegstecken könne, habe sie schon am Theater in Wien gelernt. In dieser Zeit seien Frauen noch von den Schauspielern, die die Bühne verließen, in den Po gezwickt worden. Damals habe sie sich „fest vorgenommen: Ich merke das gar nicht“, sagte sie. Sie habe „keinem dieser Herren das Vergnügen meiner Empörung bereiten“ wollen.

Der Fall des wegen Vergewaltigung verurteilten Produzenten Harvey Weinstein habe sie nicht wirklich erstaunt, sagte Berger. Allerdings werde ihrer Ansicht nach zu viel über Sprache und Gendersternchen und zu wenig über die realen Verhältnisse gesprochen. „Und zu viel über Schauspielerinnen und zu wenig über Putzfrauen oder Busfahrerinnen.“ epd