Tübingen

Seltsam

21.03.2023

Von Matthias Rude, Tübingen

Dass die Wilhelmstraße nicht nach dem Kaiser, sondern nach König Wilhelm I. von Württemberg benannt ist, ändert nichts an der Aussage des „Übrigens", das den Vorschlag, der Clara-Zetkin-Straße einen „Knoten" zu verpassen, als „Posse" bezeichnete und forderte: „Lieber ein Knoten für Bismarck, Ebert, Wilhelm.“ Zetkin werden „demokratiefeindliche Äußerungen“ und ein angebliches Plädoyer für Todesstrafen unterstellt.

Dass die Vorwürfe nicht richtig sind, zeigt das Aktionsbündnis „Kein Knoten für Zetkin“ unter keinknoten.wordpress.com – die dort aufgeführten historischen Quellen offenbaren, dass die Behauptungen der Kommission wissenschaftlich nicht haltbar sind. Was bei Zetkin nur behauptet wird, ohne belegt werden zu können, trifft auf Wilhelm I. zweifelsfrei zu: Tübingens repräsentativste Straße ist nach einem Monarchen benannt, der die bürgerliche Revolution 1848/49 niederschlagen ließ, Volksvertretungen generell ablehnte (er wollte das Volk „vom periodischen Fieber der Wahlen befreien“) und die Prügel- und Todesstrafe wieder einführte!

Seltsam: Anders als bei Zetkin sah die Kommission laut ihrem Abschlussbericht bei Wilhelm „keine konkreten Hinweise auf eine ethische Problemlage“!