Ofterdingen

Selbstkritik?

15.11.2019

Von Hannefriedel Meyer-Faude, Ofterdingen

Ja, wir brauchen guten Journalismus – dringend! Doch nachdem ich den zweiten Abschnitt der blauen Seite vom 6. November gelesen habe, habe ich mir zunächst mal die Augen gerieben. Da wird beklagt, dass der Wert des Journalismus zunehmend in Frage gestellt wird. Ja und? Warum nicht?

Meines Erachtens geht es nicht um den Journalismus an sich. Es geht um die Qualität der Information. Stellt diese verschiedene Sichtweisen dar, so dass der Leser sich eine eigene Meinung bilden kann? Oder wird vorrangig eine Meinung propagiert und anderes weggelassen, was dem entgegenspricht?

Was mir in dem auch von Ihnen unterzeichneten Artikel gänzlich fehlt, ist ein Funken Selbstkritik. Wie kann das sein? Wo Bürger/innen zunehmend wahrnehmen, dass viele Informationen nicht in obigem Sinne abgefasst werden. Erich Fried formuliert es in seinem Gedicht „Angst und Zweifel“ so:

habe Angst vor dem

der dir sagt

er kennt keinen Zweifel.

Mich besorgt das ebenso wie die zunehmende Verwendung des Begriffs „Verschwörungstheoretiker“, um abweichende Sichtweisen madig zu machen beziehungsweise eine inhaltliche Auseinandersetzung zu umgehen.

Es gibt sorgfältig recherchierte Artikel, die zum eigenen Denken anregen – auch im TAGBLATT. Aber zumindest im Bereich Geopolitik finde ich diese oft nur in alternativen Medien – auch mit Quellenangaben. Das müsste doch verantwortungsvollen Journalisten zu Denken geben.