Missbrauch

Sektenführer streitet Vorwürfe ab

58-jähriger selbsternannter „Prophet“ soll sich mehr als 100 Mal an anfangs minderjähriger Frau vergangen haben.

19.06.2021

Von DPA

Der Angeklagte verbirgt sein Gesicht hinter einer Aktenmappe. Foto: Caroline Seidel/dpa

Der Angeklagte verbirgt sein Gesicht hinter einer Aktenmappe. Foto: Caroline Seidel/dpa

Kleve. Beim Missbrauchsprozess gegen einen selbsternannten „Propheten“ einer niederländischen Religionsgemeinschaft hat der Sektenführer über seine Anwältin die Vorwürfe strikt zurückgewiesen. Die Anklage beruhe auf einer einzigen Zeugin, die gleichlautende Vorwürfe vor Jahren bereits als frei erfunden bezeichnet habe, sagte die Anwältin Pantea Farahzadi. Auf diese Zeugin könne kein Vorwurf gegen ihren Mandanten gestützt werden. Auf Antrag der Verteidigung wurde noch vor der Verlesung der Anklage die Öffentlichkeit ausgeschlossen.

Der Angeklagte hatte sich zuvor nur zu seinen Personalien geäußert. Beim Betreten des Gerichtssaals verbarg er sein Gesicht hinter einer Aktenmappe. Als die Fotografen den Saal verlassen hatten, winkte er Menschen im Zuschauerraum zu und zeigte einen nach oben gestreckten Daumen. Mehrere Zuschauer winkten zurück.

Zeitweise eingesperrt

Dem Mann wird vorgeworfen, ein anfangs minderjähriges Mädchen aus der Glaubensgemeinschaft jahrelang sexuell missbraucht zu haben – 132 Mal, wie es in der Anklage heißt. Dem Niederländer wird in dem Prozess am Landgericht Kleve außerdem Freiheitsberaubung der jungen Frau vorgeworfen, weil er sie zeitweise eingesperrt haben soll.

Der Fall war im Oktober 2020 bekanntgeworden, weil es Hinweise gab, dass die damals 25-Jährige gegen ihren Willen festgehalten worden sei. Die Polizei hatte eine Razzia in einem ehemaligen Kloster gestartet und war auf 54 Angehörige der Glaubensgemeinschaft gestoßen, darunter zehn Kinder. Der Angeklagte wurde festgenommen.

Im Prozess, für den nach der Eröffnung zunächst zehn weitere Verhandlungstage geplant sind, soll an einem späteren Verhandlungstag auch die mutmaßlich Geschädigte als Zeugin aussagen, wahrscheinlich am 30. Juni. dpa