Zwölf Autos beteiligt - Straße war stundenlang gesperrt

Sechs Verletzte bei Serienunfall auf der B28 nahe Kusterdingen

Kurz nach 7.15 Uhr schepperte es am Freitagmorgen auf der B 28: Die aufgehende Sonne hatte Autofahrer geblendet, auf einer Strecke von 150 Metern kam es in rascher Folge zu mehreren Unfällen. Unter den Verletzten ist ein Baby von acht Monaten.

04.03.2016

Von Jonas Bleeser

Um 6.56 Uhr ging am Freitagmorgen die Sonne auf. Um 7.15 Uhr kam es kurz vor der Ausfahrt Wankheim zum ersten einer Reihe von Unfällen – der Fahrer eines Peugeot war von der Sonne geblendet auf einen bremsenden Dacia gerauscht. Bild: Franke

Um 6.56 Uhr ging am Freitagmorgen die Sonne auf. Um 7.15 Uhr kam es kurz vor der Ausfahrt Wankheim zum ersten einer Reihe von Unfällen – der Fahrer eines Peugeot war von der Sonne geblendet auf einen bremsenden Dacia gerauscht. Bild: Franke

Kusterdingen. Der erste Notruf erreichte die Polizei um 7.18 Uhr: Drei Minuten zuvor waren auf der B 28 von Tübingen in Richtung Reutlingen mehrere Autos ineinander oder gegen die Leitplanke gekracht. Kurz vor der Abfahrt nach Wankheim, am Ende der Burgholz-Steigung, kam es zum ersten Unfall. Die Sichtverhältnisse waren schwierig: Die aufgehende Sonne schien auf den feuchten Asphalt. Das blendete den Fahrer eines Peugeot. Er sah zu spät, dass vor ihm ein Dacia bremste – und fuhr auf. Das zwang wiederum weitere Autofahrer zu abrupten Bremsmanövern. Sie gelangen nicht alle reibungslos, was eine Kettenreaktion weiterer Unfälle auslöste: Die Polizei zählte zwölf beteiligte Autos, die entweder auffuhren oder andere Fahrzeuge oder die Leitplanke streiften. Neun Wagen waren anschließend schrottreif und mussten abgeschleppt werden.

Sechs Menschen wurden so schwer verletzt, dass sie vom Roten Kreuz in Krankenhäuser gebracht wurden, darunter ein Baby im Alter von acht Monaten. Alle konnten die Kliniken jedoch noch am Freitag wieder verlassen.

Die 14-jährige Recha Eisele war mit etwa 15 weiteren Schülern mit dem Linienbus 7611 von Tübingen nach Kusterdingen unterwegs gewesen. „Plötzlich gab es einen Ruck, und wir fielen nach vorne.“ Der Fahrer hatte noch rechtzeitig halten können, doch vor und hinter dem Bus stießen Autos zusammen: „Da lagen überall Schutzbleche und Autoteile herum“, sagt Eisele. Erst später sei ihr klar geworden, wie viel Glück die Insassen gehabt hatten. Nach einer halben Stunde war die Unfallstelle vor dem Bus geräumt, er konnte weiterfahren.

Die Autofahrer hinter dem Serienunfall dagegen mussten sich in Geduld üben: Sie steckten bis 11.50 Uhr fest. Denn die Polizei hatte die B 28 vom Tübinger Ortsausgang an gesperrt und den Verkehr auf die B 27 Richtung Stuttgart umgeleitet. Das führte dort im Berufsverkehr ebenfalls zu Behinderungen. Für die nun zwischen Sperrung und Unfall eingeschlossenen Autofahrer hieß es nun warten – insgesamt viereinhalb Stunden.

Bei der Polizei ging deswegen eine Beschwerde ein. Warum sich die Einsatzkräfte dagegen entschieden, die Autofahrer wenden zu lassen, erklärt Polizeisprecher Michael Schaal so: „Das hätte sonst auf der B 27 zu Rückstaus geführt, wenn wir die beiden Verkehrsströme zusammengeführt hätten.“ Außerdem hätten zahlreiche Lastwagen am Burgholz gestanden, für die der Platz nicht ausgereicht hätte: Es gibt dort keinen Standstreifen. Um die mit einem Großaufgebot angerückten Rettungsdienste von Rotem Kreuz und Feuerwehr an die Unfallstelle zu bekommen, sperrte die Polizei deshalb einen Fahrstreifen Richtung Tübingen, was auch zu Staus führte.

Außerdem sei man bereits mit zehn Streifen an der Unfallstelle gewesen – und der Aufwand dort sehr groß. Zwei Sachverständige dokumentierten die Unfallstelle mit zahlreichen Aufnahmen, aus denen später im 3-D-Computermodell der Ablauf untersucht werden soll. Ein Polizeihubschrauber fotografierte aus der Luft. Um die schwer beschädigten Autowracks zu entfernen, mussten neun Abschleppwagen anfahren. Anschließend wurde die Fahrbahn von Benzin-, Diesel und Motoröl-Resten befreit. „Angesichts der Größe des Unfalls war das relativ zügig.“ Den Sachschaden gibt die Polizei mit über 60 000 Euro an. Viele der Autos seien ältere Modelle mit niedrigem Restwert gewesen.

Der Serienunfall war der schwerste dieser Art der vergangenen Jahre im Kreis Tübingen. 2002 stießen auf der B 27 bei Ofterdingen im Feierabendverkehr sieben Autos zusammengestoßen, wobei zwei Menschen verletzt wurden 2011 kam es auf der B 28a im morgendlichen Berufsverkehr zu einem Unfall mit fünf Fahrzeugen.

Die Autofahrer hinter den Unfällen bildeten eine Rettungsgasse. Danach hieß es warten: Für sie ging die Fahrt erst nach viereinhalb Stunden weiter. Bild: Franke

Die Autofahrer hinter den Unfällen bildeten eine Rettungsgasse. Danach hieß es warten: Für sie ging die Fahrt erst nach viereinhalb Stunden weiter. Bild: Franke