Laible und Frisch als Kinofilm

Schwäbische Kinokultur: Worom goht dr Doig ewel no?

Der Zwist zwischen Industrie- und Handwerksbäcker geht ewig weiter. Laible und Frisch-Hauptdarsteller und -Produzent erklären die Faszination der Bäckersaga.

30.12.2017

Von Mario Beisswenger

Machen Werbung für ihren Film an der Mössinger Kinokasse: Produzent Frieder Scheiffele (links) und Hauptdarsteller Winfried Wagner. Bild: Franke

Machen Werbung für ihren Film an der Mössinger Kinokasse: Produzent Frieder Scheiffele (links) und Hauptdarsteller Winfried Wagner. Bild: Franke

„Do goht dr Doig“ heißt der Kino-Film in der Tradition der SWR-Fernsehserie „Laible und Frisch“. Diese Woche ist Bundesstart und damit viele Kinogänger kommen, promoten Winfried Wagner, alias Walter Laible, und sein Produzent Frieder Scheiffele den Streifen auch am Freitagabend in den Mössinger Lichtspielen.

Sie sind nicht nur aus Eigeninteresse unterwegs, sondern auch für eine schwäbische Kino-Kultur. „Die Zuschauer entscheiden jetzt, ob es solche Filme auch in Zukunft gibt oder nicht“, sagt Scheiffele. Filme, in denen schwäbisch nicht die Sprache der Dubbeler ist, wie Wagner sagt.

Die beiden Dettinger wollen kein schwäbisch im Film, das „hellgelb“ klingt, also gequetscht hoch. Es soll Alltagssprache sein. „In Bayern wäre so ein Film ganz normal“, sagt der Produzent leicht verbittert. Filmgeld von der Filmförderungsanstalt in Berlin bekam seine Produktionsfirma Schwabenlandfilm nämlich nicht. „Ein bayrischer Film wäre durchgegangen“, ist er sicher.

Einen guten „Heimat“-Film zu machen sei dann schwer, „wenn man sich nur in der Filmwelt aufhält“. In Berlin oder München halt. Dann schnurre Schwäbin und Schwabe zum Abziehbild zusammen. Witzig könne ein schwäbischer Film auch dann sein, wenn die Leute mitlachen und nicht über sich lachen. „Das tut sogar gut, wenn die Leute lachen“, sagt Scheiffele als er das Publikum vom Vorraum der Lichtspiele aus hört.

Von der Qualität her, kann „Do goht dr Doig“ mit deutschen Produktionen mithalten. Das Skript dreht den Serienkonflikt geschickt weiter. Im Film kommt der Großbäcker Frisch selbst in die Klemme. Dazu gibt es für Kenner Heimatgefühle bei Szenen auf dem Calver Bühl oder beim Flug über die Baumallee beim Gestütshof St. Johann. Die Branche haben sie wohl auch richtig getroffen. „Da sind wir besonders stolz, dass auch Bäcker in den Film gehen“, sagt Scheiffele.

Wenn Wagner gefragt wird, ob ihm die ganze Bäckergeschichte nach mehr als zehn Jahren nicht langsam auf den Geist geht, widerspricht der 68-Jährige. „Ich bin der Walter Laible.“ Er spiele das mit wachsender Begeisterung. „Ich back sogar gerne.“ Seit drei Jahren sei er in die Pralinenproduktion eingestiegen. Eine Liebhaberei die Scheiffele gleich bestätigt. In seiner Familie käme das Naschwerk sehr gut an.

Scheiffele kann sich auch gut vorstellen, die Bäckersaga weiterzuspinnen. Pläne für einen Folgefilm mit stärker politischem Einschlag hat der 38-Jährige schon. Dabei könnte ihm die lokalpolitische Erfahrung helfen. Schließlich sitzt er für die FWV im Dettinger Gemeinderat.

Do goht dr Doig-Drehbuchautor Sebastian Feld hat Erfahrung im Entwickeln von Videospielen. Da ließe sich was machen, glaubt Scheiffele. „Und Musical, das wäre auch noch ein Ziel.“

Winfried Wagner beim „Zornteufel-Theater“ zu sehen (links von ihm Ulrike Barthruff als Filmgattin Marga). Bild: Hackenberg

Winfried Wagner beim „Zornteufel-Theater“ zu sehen (links von ihm Ulrike Barthruff als Filmgattin Marga). Bild: Hackenberg

Sein sich im Film wandelnder Gegenspieler Manfred Frisch, gespielt von Simon Licht (rechts seine Filmtochter Brigitte Zeh).Bild: Hackenberg

Sein sich im Film wandelnder Gegenspieler Manfred Frisch, gespielt von Simon Licht (rechts seine Filmtochter Brigitte Zeh).Bild: Hackenberg

Wie die Bäckersaga zur Serie wurde, wie die Crowd den Kinofilm mitfinanzierte und wo er spielt

Die Idee zu Laible und Frisch entwickelten Frieder Scheiffele (Produzent) und Sebastian Feld (Drehbuchautor) auf der Filmakademie Ludwigsburg Mitte der Nuller-Jahre. Scheiffele schnitt das Projekt gleich auf eine Serie beim SWR-Fernsehen zu. Das sei ein schwäbisches Pionierprojekt gewesen. Seite 2008 wurden zwei Staffeln mit zwölf Folgen produziert und zwar von seiner „Schwabenlandfilm“ mit Sitz in Dettingen/Erms. Bis zu 900000 Zuschauer schalteten ein. Es folgte eine Theater- und Hörspielbearbeitung und nun der Film.

Die Produktionskosten beliefen sich auf 1,4 Millionen Euro. Bis auf rund 50000 Euro hatte die Schwabenland das zusammen mit SWR-Geld und der Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg. Die Filmförderungsanstalt in Berlin sagte aber kein Bundesgeld zu, weil der Film zu schwäbisch und deshalb zu regional sei. Die letzten 50000 Euro warben die Filmemacher über Schwarmfinanzierung ein.

Die Drehorte lagen vor allem im Ermstal. Gedreht wurde im Juni diesen Jahres. Zu sehen ist auch die Stadthalle in Reutlingen, die Volksbank Ermstal, das „Rößle“ in Dettingen und die Großbäckerei K&U. Kleine Auftritte hat auch der lokale Backmatador Jörg Schmid aus Gomaringen.

Zum Artikel

Erstellt:
30.12.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 55sec
zuletzt aktualisiert: 30.12.2017, 01:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Sie möchten diesen Inhalt nutzen? Bitte beachten Sie unsere Hinweise zur Lizenzierung.

Push aufs Handy

Die wichtigsten Nachrichten direkt aufs Smartphone: Installieren Sie die Tagblatt-App für iOS oder für Android und erhalten Sie Push-Meldungen über die wichtigsten Ereignisse und interessantesten Themen aus der Region Tübingen.

Newsletter


In Ihrem Benutzerprofil können Sie Ihre abonnierten Newsletter verwalten. Dazu müssen Sie jedoch registriert und angemeldet sein. Für alle Tagblatt-Newsletter können Sie sich aber bei tagblatt.de/newsletter auch ohne Registrierung anmelden.
Das Tagblatt in den Sozialen Netzen
    
Faceboook      Instagram      Twitter      Facebook Sport
Newsletter Wirtschaft: Macher, Moneten, Mittelstand
Branchen, Business und Personen: Sie interessieren sich für Themen aus der regionalen Wirtschaft? Dann bestellen Sie unseren Newsletter Macher, Moneten, Mittelstand!