Fernsehen · Polizeiruf 110

Schusswechsel im Krankenhaus

Verena Altenberger muss bei ihrem gelungenen „Polizeiruf“-Einstand das Rätsel um ein verwahrlostes Kind lösen.

14.09.2019

Von Martin Weber

Elisabeth „Bessie“ Eyckhoff (Verena Altenberger) ist die Neue. Foto: Tobias Hase/dpa

Elisabeth „Bessie“ Eyckhoff (Verena Altenberger) ist die Neue. Foto: Tobias Hase/dpa

München. Sie tritt in ganz große Fußstapfen: Verena Altenberger spielt die neue Ermittlerin im „Polizeiruf 110“ aus München, wo jahrelang Matthias Brandt Dienst tat und so manchen Glanzpunkt setzte. Im Krimi „Polizeiruf 110: Der Ort, von dem die Wolken kommen“ gibt die 31-jährige Österreicherin am Sonntag im Ersten als Streifenpolizistin Elisabeth „Bessie“ Eyckhoff ihr gelungenes Debüt. Bessie ermittelt wie ihre beiden Kollegen Wolfgang Maurer (Andreas Bittl) und Cem Halac (Cem Lukas Yeginer) in Uniform und ist so pragmatisch wie eine gute Krankenschwester. Wenn's der Frau mit dem Pferdeschwanz und dem ausgeprägten Empfinden für Recht und Unrecht allerdings zu viel wird, kann sie schon mal ausrasten und einem fiesen Vorgesetzten per Kopfstoß die Nase brechen. Kein Wunder, dass sie bislang bei jeder Beförderung übergangen wurde.

Bei ihrem ersten Einsatz muss sich Bessie um einen völlig verwahrlosten Jungen kümmern, der auf der Straße aufgegriffen wurde. Polou (klasse: Dennis Doms) hat überall Wunden und Narben am Körper, was darauf schließen lässt, dass er über einen längeren Zeitraum misshandelt und irgendwo gefangen gehalten wurde. Aber wo?

Gewagtes Experiment

Das ist das große Rätsel, das Bessie und ihre Kollegen lösen müssen, und zwar schnell, weil an diesem Ort des Schreckens möglicherweise noch weitere Kinder in Gefahr sind. Dummerweise ist Polou keine große Hilfe, weil der schwer traumatisierte Junge fast keinen Ton herausbringt. Also lassen sich die Ermittler auf ein gewagtes Experiment ein: Polou wird von einer Psychiaterin hypnotisiert, damit er in Trance die entscheidende Auskunft geben kann. Doch dann taucht eine ganz in Pelz gekleidete und offenbar zu allem entschlossene Frau in dem stillgelegten Trakt des Krankenhauses auf, in dem das Kind untergebracht ist. Sie will Polou töten und kann Cem Halac, der auf den Jungen aufpassen soll, ausschalten. Doch die Dame im Pelz hat nicht mit der erbitterten Gegenwehr von Bessie Eyckhoff gerechnet, die sich der Attentäterin beherzt in den Weg stellt und sich mit der Kontrahentin gleich mal einen Schusswechsel liefert.

Der von Regisseur Florian Schwarz mit vielen Elementen aus dem Horrorgenre und dem klassischen Psychoschocker gewürzte Film ist ein vielversprechender Einstand für die von Verena Altenberger („Magda macht das schon!“) überzeugend gespielte Neukommissarin Bessie und gleichzeitig ein bis zur letzten Minute packender Krimi mit tragischem Ende. Allerdings verlangt die Story dem Zuschauer auch einiges an gutem Willen ab, wenn sich die ebenfalls in Trance versetzte Bessie sozusagen in ihrem eigenen Kopf auf Ermittlungstour begibt und dabei auch mit ihren eigenen Dämonen konfrontiert wird.

Grafik: SWP

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